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Streit um Datenbank-Pläne der US-Post

31.07.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Greg-LeMond-Sponsor United States Postal Service hat laut "Wall Street Journal" Großes vor im Internet: Jeder US-Bürger mit einer Wohnungsanschrift soll künftig auch eine korrespondierende E-Mail-Adresse erhalten können. Dabei plant das Unternehmen allerdings eher einen Forwarding-Service, soll heißen: Der Kunde gibt seine (hoffentlich) bereits vorhandene Mail-Adresse an, und U.S. Postal leitet eingehende Botschaften an diese weiter. Wer kein eigenes elektronische Postfach besitzt, dem richten die Postler auf Wunsch (und gegen Zusatzgebühr) eines ein.

Datenschützer wittern hinter dem Vorhaben, zig Millionen von US-Bürgern mit E-Mail-Adressen zu versehen und diese in einer gigantischen Datenbank in Memphis, Tennessee, zu speichern allerdings schon einen Frontalangriff auf die Privatsphäre. "Wir glauben, dass sie die größte Spam-Datenbank in der Geschichte des Internet entwickeln", mutmaßt stellvertretend Dave McClure von der U.S. Internet Industry Association. Davon will U.S. Postal natürlich nichts hören - wenn überhaupt, dann könne das System dem Unternehmen helfen, als vertrauenswürdiger Mittler zwischen Privatpersonen und Firmen oder Marketing-Dienstleistern zu agieren.

Bereits ab September gibt es übrigens einen neuen Service für E-Mail-lose Zeitgenossen: Diesen druckt der Dienstleister ihre eingehenden Botschaften aus und leitet sie per Sackpost weiter - zwei Seiten kosten allerdings 41 Cent, acht Cent mehr als ein gewöhnlicher "First-Class"-Brief.