SNI: Management und Arbeitnehmervertreter liegen im Clinch

Streit um Arbeitsbedingungen bei der Servicetochter Sinitec

10.04.1998

Im November 1997 hatte SNI seinen technischen Kundendienst in fünf selbständige Gesellschaften ausgegliedert. Die Arbeitgeberseite begründete diesen Schritt unter anderem mit zu hohen Betriebskosten im Vergleich zur Konkurrenz. Die Arbeitnehmerseite fürchtete ihrerseits um die tariflich abgesicherten Rechte.

In einem ersten Kompromiß erreichte die Gewerkschaft die Tarifbindung der Servicetöchter für ein halbes Jahr. Dies sei ein Novum in der Tarifgeschichte, so Wolfgang Henseler von der IG-Metall. Denn zum ersten Mal trete eine Firma befristet in einen Arbeitgeberverband ein. "Dafür mußten sogar die Satzungen geändert werden", so der Gewerkschafter.

Nun geht es darum, sich für die Zeit nach dem 30. April, wenn die Halbjahresfrist verstrichen ist, auf einen neuen Vertrag zu einigen. Verhandlungsgegenstand sind die Themen Arbeitszeit, Gehalt, Qualifizierung und Beschäftigungssicherung.

Konkurrenz kann billiger arbeiten

Vor allem bei der Arbeitszeit scheint aus heutiger Sicht ein Kompromiß schwer vorstellbar. Die Gewerkschaften und die Betriebsräte wollen die 35-Stunden-Woche im Einklang mit dem IG-Metall-Tarif, der bei Siemens-Nixdorf gilt, auf jeden Fall beibehalten.

Die Arbeitgeberseite will davon nichts wissen. Karl-Heinz Walla, SNI-Manager und Mitglied in der Tarifkommission auf Unternehmerseite, begründet: "Wir wollen eine Marktanpassung." Damit meint er, daß die nicht tarifgebundenen Servicefirmen in der Regel längere Arbeitszeiten und damit niedrigere Kosten hätten, also günstiger agieren könnten.

Die Arbeitnehmerseite bietet als Kompromißvorschlag eine weitgehende Flexibilisierung mit Arbeitszeitkonten von bis zu 900 Stunden. Damit würde Sinitec allerdings nichts einsparen, argumentiert Walla, denn das Grundproblem, die 35-Stunden-Woche, bleibe.

Streitpunkt beim Gehalt ist die Einführung einer erfolgsabhängigen Komponente für alle Beschäftigten. Die Gewerkschaften befürchten, daß 30 Prozent des Einkommens variabel sein werden. Davon könne keine Rede sein, meint Walla, denn der variable Teil "wird zusätzlich zum aktuellen Salär gezahlt". Ärgerlich sei diese Diskussion insofern, so Sinitec-Betriebsratsmitglied Thomas Schmidt, als der einzelne Mitarbeiter sein Gehalt durch Leistung so gut wie gar nicht beeinflussen könne. Im Prinzip wickelt Sinitec alle Aufträge als Subunternehmer von SNI ab, ist also vollständig von der Mutter abhängig und vermag kein eigenes Geschäft zu generieren.

Bei der Qualifizierung verlangen die Gewerkschaften eine klare Aussage bezüglich der Kosten, die der Arbeitgeber zu tragen hat, und der Fortbildung in der Arbeitszeit. Walla befürwortet die Forderung der Gewerkschaft und weist darauf hin, daß man sogar bereit sei, tariflich für jeden Mitarbeiter 44 Stunden Weiterbildung im Jahr in der Arbeits-zeit auf Arbeitgeberkosten festzuschreiben. Allerdings, jetzt kommt die Einschränkung, die die Gewerkschaften nicht hinnehmen werden: im Rahmen der 40-Stunden-Woche.