Strategiewechsel: Bisherige Praxis der Verfolgung wird aufgegeben

Streit mit File-Tauschern - Comcast schlägt neue Töne an

16.04.2008
Von pte pte
Der amerikanische TK-Konzern Comcast möchte plötzlich einen eigenen Grundkatalog der Rechte und Verantwortlichkeiten für File-Sharing im Internet erarbeiten. Das Unternehmen steht wegen seines Vorgehens gegen P2P-Nutzer unter Druck.

Wie die US-Nachrichtenseite Newsvine berichtet, ist die aktuelle Ankündigung Ausdruck eines Umdenkprozesses in der Unternehmensstrategie des Konzerns. So wolle man sich in Zukunft nicht mehr auf das Aufspüren und Blockieren von Tauschbörsennutzern konzentrieren, sondern verstärkt auf ein System hinarbeiten, das auf der Gleichheit aller Nutzer beruht. Konkret soll etwa ein bestimmtes Set an Regeln erstellt werden, das ein "optimales Vorgehen" für Internetprovider beinhaltet, wie diese mit dem für Netzbetreiber zunehmend zum Problem werdenden Ausmaß des File-Sharing-Traffics umgehen sollen. Zudem soll darin festgelegt werden, welche direkten Kontrollmöglichkeiten den Nutzern in Bezug auf die Verwendung von Peer-to-Peer-Applikationen (P2P) auf ihren Computern eingeräumt werden können. Viele der verwendeten Dienste seien darauf ausgelegt, im Hintergrund abzulaufen, ohne den Nutzer wirklich darüber zu informieren, was genau sie tun und wie viel an Ressourcen dafür benötigt werden, heißt es von Comcast.

"Durch die Installierung dieses Rahmenwerks wollen wir P2P-Unternhemen, Internetprovidern und Content-Anbietern auf der Suche nach Gemeinsamkeiten helfen, damit diese Konsumenten, die P2P-Dienste für legale Inhalte nutzen wollen, besser unterstützen können", erklärt Tony Werner, Chef der technischen Abteilung bei Comcast. Um diese Strategie weiter voranzutreiben, arbeite man bereits seit geraumer Zeit mit einigen Anbietern von File-Sharing-Plattformen zusammen. Ziel der Gespräche sei es, einen gangbaren Weg zu finden, wie Internetprovider und P2P-Unternehmen ohne die bisherigen Probleme friedlich nebeneinander existieren können. "Unsere Ankündigung ist ein weiteres Beispiel dafür, wie wir mit der Industrie zusammenarbeiten können, um eine gemeinsame Lösung für derartige Fragen zu finden, ohne die Regierung miteinbeziehen zu müssen", erläutert Comcast-Sprecher Charlie Douglas. Eine gesetzliche Regulierung sei seiner Auffassung zufolge wohl nicht in der Lage, mit der Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten.

Erst kürzlich wurde bekannt, dass die US-Kommunikationsbehörde Federal Communications Commission (FCC) gegen Comcast ermittelt. Es seien gleich von mehreren Verbraucherverbänden Beschwerden bei der Behörde eingegangen, die das Vorgehen des Unternehmens in punkto File-Sharing anprangern. Die Frage, inwiefern der aktuelle Umschwung in der Konzernstrategie auch auf diesen Umstand zurückzuführen ist, bleibt zur Zeit noch ungeklärt. Der Vorsitzende der Kommission ließ aber bereits wissen, dass er sehr darüber erfreut sei, dass sich Comcast von seiner bisherigen Praxis der Verfolgung von File-Sharing-Angeboten im Netz abwende. (pte)