Konsolidierung der IT-Dienstleister

Strategic Sourcing: Aus weniger mehr herausholen

09.09.2010
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Ersatz oder Vermittlung

Prinzipiell stehen dem CIO zwei Wege zur Konsolidierung seiner IT-Lieferanten offen: Er ersetzt viele oder sogar alle Dienstleister durch einen einzelnen Anbieter (Substitution), oder er wählt einen Dienstleister, der sich um die Service-Erbringer kümmert, indem er die Verträge verwaltet und die Kommunikation steuert (Vermittlung). "Einen Königsweg gibt es nicht", sagt Ortwein. Auf keinen Fall soll der CIO das Thema allein bewältigen. Nur wenn der Finanzchef, der Einkauf und auch die Personalabteilung die geplante Maßnahme unterstützen, kann man überhaupt von einer Strategie sprechen. Und nur wenn es eine Strategie gibt, kann diese auch Früchte tragen.

"Von den gesamten Kosten der Anwendungsentwicklung und -betreuung lassen sich zwischen 30 und 40 Prozent einsparen"verspricht Accenture-Manager Jahnke. Er greift damit höher, als die Teilnehmer der Studie erwarten, 42 Prozent der befragten Manager rechneten mit rund zehn Prozent. Um mehr rauszuholen, fällt ein nicht geringer Aufwand an. Dieser lohnt sich laut Jahnke erst für Konzerne mit einem Umsatzvolumen von mindestens fünf Milliarden Euro und einer Zahl von Subkontraktoren von wenigstens 60. Partner finden die Konzerne vor allem bei klassischen globalen IT-Dienstleistern wie Accenture, IBM, HP oder T-Systems, die strategisches Sourcing in der einen oder anderen Form anbieten. Dank einer Mischung aus standardisierten Methoden, Skalenerträgen und Nutzung von Offshore-Kapazitäten können diese den Service für beide Seiten gewinnbringend liefern.

Doch auch mit erfahrenen Profis an der Seite kommt auf den CIO ein echter Kraftakt in Sachen Change-Management zu. Gründliche Vorbereitung, Analyse und Ausarbeitung der Strategie ist das eine. Das andere ist der Know-how-Transfer, und hier wird es richtig spannend. Schließlich braucht die IT nun das Wissen von Leuten, die jahrelang einen guten Job gemacht haben, um sich dann von ihnen zu verabschieden. Besonders knifflig ist es auch, wenn der Freelancer sogar geistiges Eigentum an der Software-Entwicklung besitzt. "Wird die Transformation falsch angefasst, gehen die Leute einfach und nehmen ihr Wissen mit", sagt Ortwein.

CIO mit breitem Kreuz gefragt

Darüber hinaus müssen auch die internen IT-Kräfte lernen, dass die mitunter langjährig gepflegten Beziehungen zu Dienstleistern nicht mehr in der gewohnten Form bestehen bleiben. Auch in den Fachabteilungen kann sich durchaus Widerstand gegen die neue Methode bilden. Die Einführung eines strategischen Lieferanten-Managements verknüpft Tobias Ortwein daher klar mit den Fähigkeiten des IT-Management: "Um das durchzusetzen, muss der CIO schon ein breites Kreuz haben."

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO. (mhr)