"Storagetek wäre eine Nummer zu groß gewesen"

24.10.2006
Mit Richard Belluzzo, Chairman und CEO von Quantum, sprach CW-Redakteurin Kriemhilde Klippstätter

CW: Seit sieben Wochen ist die Übernahme von Adic durch Quantum abgeschlossen. Sind Sie immer noch davon überzeugt, dass der Kaufpreis von 770 Millionen Dollar gerechtfertigt war?

Belluzzo: Ja. Lassen Sie Revue passieren, was in den vergangenen zwölf Monaten geschehen ist. Vor nicht ganz einem Jahr begannen wir, uns mit der Repositionierung und Restrukturierung von Quantum zu beschäftigen.

CW: Zu welchem Zweck?

Belluzzo: Wir wollten uns im Hinblick auf Kundenzentrierung und Angebotstiefe besser aufstellen. Dazu wollten wir differenziertere Techniken einkaufen, die wir mit unseren bündeln können, um den Ertrag zu verbessern.

CW: Durch Übernahme einer Firma mittels Kostenreduzierung Geld sparen und den Gewinn steigern?

Belluzzo: Ja, deshalb suchten wir zuerst die für uns richtige Preisspanne für die Übernahme eines Unternehmens. Mit den Kaufpreis blieben wir noch innerhalb des gesteckten Rahmens.

CW: Wie viele Mitarbeiter beschäftigt das kombinierte Unternehmen?

Belluzzo: Etwa 3100.

CW: Wie viele werden es zum Jahresende sein?

Belluzzo: Wir beziffern den Personalabbau auf neun Prozent. Betroffen waren vor allem Personen, deren Stellen doppelt besetzt waren.

CW: Wie sieht es mit den Geschäftsstellen von Adic und Quantum außerhalb der USA aus?

Belluzzo: Wir hatten bis letzte Woche zwei Büros in München, zwei in Paris, zwei in Zürich. Wir haben in Seoul eine Niederlassung geschlossen und eine in Peking. Aber der Personalabbau war da nicht sehr bedeutend. Uns ging es darum, die Teams zusammenzustellen.

CW: Worauf lag die Priorität?

Belluzzo: Wir wollen mehr Kunden erreichen, über ein breiteres Portfolio innerhalb und außerhalb der Bandtechnik verfügen und die Ertragslage verbessern.

CW: Gibt es eine Position, die Sie für Quantum gerne anstreben?

Belluzzo: Ja, wir wollen der Spezialist für Backup, Recovery und Archivierung werden. Wie wollen zum Kunden gehen und eine End-zu-End-Lösung in diesem Bereich - von der Anbindung von Außenstellen bis zum Desaster Recovery - anbieten können.

CW: Hätte Storagetek, das ja von Sun gekauft wurde, eine Alternative dargestellt?

Belluzzo: Storagetek wäre für uns eine Nummer zu groß gewesen. Außerdem passt Adic besser zu uns, da es sich ebenfalls im Open-Systems-Umfeld bewegt und Storagetek eher Mainframe-orientiert war.

CW: Stichwort Virtual Tape Library: Jedermann bietet heute VTL an.

Belluzzo: Wir waren einer der ersten Anbieter dieser Technik, und jetzt fängt der Markt dafür zu wachsen an. Aber auch hier gilt: Viele Anbieter kaufen die Komponenten zu, und es gibt nicht so viele Techniklieferanten, wie es den Anschein hat.

CW: Sehen Sie generell einen Trend zu festplattenbasierenden Archivlösungen?

Belluzzo: Nicht für Archivzwecke, da sind Drives noch immer zu teuer - nicht nur in der Anschaffung, sondern vor allem im Rechenzentrumsbetrieb wegen der Kosten für Strom und Kühlung. Disk und Tape werden auch weiterhin zusammenarbeiten. Auch VTL ist nur ein Zwischenschritt zum Bandarchiv.

CW: Aber Disk-basierende Lösungen, etwa EMCs Centera-Speicher, verkaufen sich doch recht gut.

Belluzzo: Aber die meisten Beschwerden von Anwendern solcher Systeme drehen sich darum, dass man diese Daten nicht von den Platten herunterziehen und auf Band archivieren kann. Das wird auf die Dauer recht teuer, außer Sie nutzen die Daten sehr häufig.

CW: Sie haben vor zwei Jahren Certance von Seagate gekauft und sich für einen Kaufpreis von 60 Millionen Dollar die LTO-Technik ins Haus geholt. Verkaufen Sie jetzt mehr LTO- oder DLT-Laufwerke?

Belluzzo: Wir verkaufen immer noch mehr DLT-Systeme.

CW: Wegen der installierten Basis?

Belluzzo: Ja, und auch, weil IBM und HP viele LTO-Laufwerke absetzen.

CW: Ist Quantum kein starker Player?

Belluzzo: Doch, aber der Hauptgrund für die Übernahme von Certance war, dass wir diese Technik im Haus haben und anbieten wollten. Die größte Herausforderung war, dass IBM und HP allerbeste Absatzkanäle hatten. Wir mussten stärker werden, mehr Verkaufskanäle entwickeln, mehr Partner und OEM-Kunden gewinnen. Jetzt sind wir der größte Lieferant von Bandautomaten, und wir sind froh, LTO-Laufwerke bauen zu können.