Leasingeinnahmen wurden von dem PCM-Anbieter nicht an die Banken weitergereicht:

StorageTek-Sanierung haariger als erwartet

16.11.1984

LOUISVILLE/FRANKFURT (bi) - Vorerst mehr Turbulenz als Konsolidierung zeigt die Nachrichtenbörse zum Thema "StorageTek unter dem Schutz des Chapter 11 des US-Konkursrechtes." Zwar scheinen die Stützungsmaßnahmen der Banken zur Sicherheit der Leasinggebühren zu greifen, doch verunsichern eine Werksschließung in Irland und auf Eis gelegte Pläne für eine Fertigung In Kanada Markt und Kunden weiterhin.

Die inzwischen offiziell vorliegenden Zahlen zum dritten Quartal besagen einen fast verzehnfachten Verlust von 64,7 Millionen Dollar im Vergleich zum Vorjahr von 6,9. Die Einnahmen beliefen sich auf 230 Millionen, 15 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum (201,5 Millionen), aber immer noch 50 Millionen unter der geplanten Summe. Die Gewinne waren laut StorageTek durch Preisnachlässe und Zusagen, älteres Equipment gegen neue Produkte auszutauschen, sehr geschmälert. Die Resultate der vergangenen neun Monate lauten: Verluste von 86 Millionen Dollar (5,4 im Vorjahr) und Umsätze von 656,6 Millionen (659,7 im Vorjahr). Die Vorjahreszahlen beinhalten bereits die Einbußen, die durch die verfehlte Entwicklung eines STC-Großrechners entstanden.

70 Mitarbeiter sind durch die Werksschließung in Dublin betroffen. Dort wurde für den europäischen Markt gefertigt. Allerdings seien entsprechende Maschinen auch aus den USA zu beziehen, erklärt Hartmut Bödefeld, Geschäftsführer der deutschen StorageTek.

Peinlich wurde es für die US-Mutter, als Parallelpläne zur Errichtung Produktionsstätte in Kanada bekannt wurden. Selbst der kanadische Wirtschaftsminister mußte in dem Zusammenhang genannte Zahlen in Höhe von 70 Millionen Dollar kommentieren.

Besser steht es offenbar um die Frankfurter Dependance. Wie aus involvierten Bank- und Leasingkreisen zu hören ist, sind die Service- und Leasinggebühren, die an die ST-Tochter zu zahlen sind, vollkommen ausreichend, das hiesige Unternehmen zu tragen. Selbst wenn die Muttergesellschaft nicht wieder auf die Beine kommen sollte, sei "von heute auf morgen eine Service-Organisation aufzubauen". Der Installationspark hierzulande hat nach den Schätzungen dieser Kreditinstitute einen Wert zwischen 150 und 200 Millionen Mark; weltweit wird von einer Größenordnung bis zu eineinhalb Milliarden Dollar ausgegangen.

Bedingung der Konsolidierer war die "Offenlegung" der Mietzahlungen; sie laufen auf ein Treuhänderkonto bei der Chase Bank, was bedeutet, daß die bisher sogenannte "Stille Zession" zugunsten der refinanzierenden Gesellschaft, Bank oder Leasinggesellschaft, aufgehoben ist. Das "Offenlegungsschreiben" werde von der StorageTek selbst an ihre Kunden gehen. Aus der gleichen Quelle verlautet, daß eine Kapitalerhöhung von 20 Millionen Mark auf 35 Millionen Mark der deutschen Tochter gesichert sei.

Zu Verkaufsspekulationen wollen sich die Beteiligten nicht äußern. Ein Angebot müsse nach dem US-Gesetz an der New Yorker Stock Exchange offiziell eingereicht werden; unter der Hand zu verhandeln, verstoße gegen dieses Gesetz. Angebote aber lägen nicht vor, denn dann würde StorageTek aufhören, das Papier an der Börse zu handeln.

"Geschockt" seien zur Zeit die Banken, was das Verhalten der US-Company in Sachen Leasingeinnahmen angehe. Neueste Zahlen verweisen darauf, so der Branchendienst "Computergram International", daß Summen in der Größenordnung von 30 Millionen Dollar nicht an die Banken weitergereicht wurden, was unter Chapter 11 nicht erlaubt sei. Das Schuldnergremium unter Leitung der Chase kontrolliere ST-Equipment im Wert von einer Milliarde Dollar.

Die Entwicklung optischer Platten scheint sich auch nicht so zu vollziehen, wie geplant: Die, Projektkosten lägen jetzt um 9 Millionen Dollar über den veranschlagten 40 Millionen; der Zeitplan sei überschritten. Umsätze sind demzufolge frühestens in der zweiten Jahreshälfte 85 aus der "Optical Division" zu erwarten. Korrektur: Im CW-Artikel "StorageTek muß "Chapter-Eleven"-Bad nehmen" in CW Nr. 46, Seite 1, ist die Rede vom Rücktritt Jesse I. Aweidas, des Präsidenten der Corp. Zwar ist der Präsident in der Tat zurückgetreten, nicht jedoch Jesse, sondern sein Bruder Naim, der aber noch weitere Vertragsverhandlungen für das Unternehmen führt. Bruder Jesse, der Techniker, ist nach wie vor im Board.