Virtualisierung, Cloud, Big Data, SSD

Storage-Trends - Speichertechnologien für 2012

10.02.2012
Von 
Christian Vilsbeck war viele Jahre lang als Senior Editor bei TecChannel tätig. Der Dipl.-Ing. (FH) der Elektrotechnik, Fachrichtung Mikroelektronik, blickt auf langjährige Erfahrungen im Umgang mit Mikroprozessoren zurück.

Fibre Channel wird nicht verdrängt

Es wird viel über Unified Storage und Fibre Channel over Ethernet (FCoE) gesprochen. Wird in der Praxis nicht weiterhin FC unverändert neben Ethernet seinen Platz behalten, weil auch bei FC zunehmend mehr Performance notwendig wird?

Hans Schramm - Dell: "Fibre Channel hat sich einen festen Platz in der IT-Landschaft von Unternehmen erobert. Es sind viele Systeme im Einsatz, und daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Fibre Channel over Ethernet setzt Data Center Bridging (DCB) voraus. DCB wiederum benötigt 10-Gbit-Ethernet, was bei weitem noch nicht flächendenkend in den Rechenzentren etabliert ist. Viele Unternehmen müssen zunächst einmal 10-GBit-Ethernet einführen. Wer von 8 Gbit auf 16 Gbit Fibre Channel geht, muss sich die Frage stellen, ob er nicht gleich auf DCB (FCoE) oder auf 10 Gbit iSCSI umsteigt."

Daniel Pelke - EMC: "Die Annahme, dass ein Protokoll bessere Leistung bringt als das andere trifft nicht immer zu, da meistens eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle spielen. Performance-Engpässe können im Server genauso gut entstehen wie im Speichersystem. Im Speichersystem muss man das System als Ganzes sehen, also Anzahl der Platten, Busse, Memory, CPU usw. Das Protokoll ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. In der Praxis werden Protokolle wie FC, iSCSI, NFS, CIFS, FCoE usw. koexistieren. Die Entwicklung bestimmen vor allem die Kunden; deren Entscheidung richtet sich oft nach Performance, Ease of Use und vorhandene Expertise um diese zu installieren und zu verwalten. EMCs Strategie ist es also, alle wichtigen Protokolle zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass sie auch später hinzugefügt werden können, ohne dass der IT Betrieb gestört wird. Das erreichen wir mit unserer UltraFlex Technologie."

Robert Guzek - Fujitsu Technology Solutions: " FC wird nach wie vor seine Berechtigung haben, da insbesondere auch blockorientierte Anwendungen weiter auf FC setzen werden."

Guido Klenner - Hewlett Packard: " Für viele Unternehmen stellt FCoE eine interessante Alternative dar, vor allem jedoch beim Aufbau neuer Infrastrukturen. Kunden mit bestehender Infrastruktur hingegen bauen diese lieber auf den Standards iSCSI oder FC aus. Außerdem ist FCoE noch nicht vollkommen standardisiert. Aus diesen Gründen wird FC auch in den kommenden Jahren ein wichtiger Standard bleiben."

Dr. Georgios Rimikis - Hitachi Data Systems: "Hitachi Data Systems integriert 'Fibre-Channel over Ethernet' (FCoE) in seine Produkte und lässt dem Nutzer so alle Optionen offen. Fibre-Channel hat sich bisher als eine hoch zuverlässige Technologie bewährt. Viele Unternehmen haben enorme Summen in die Infrastruktur investiert und kennen sich erstklassig in deren Management aus. Um die bereits getätigten Investitionen zu schützen, setzen viele Firmen daher auf die Umrüstung auf 8 beziehungsweise 16 Gb-Technologie. Fibre-Channel wird uns noch die nächsten Jahre begleiten, denn über FCoE wird derzeit noch mehr gesprochen, als dass diese Technologie zum breiten Einsatz kommt."

Ralf Colbus, Leading Solution Sales Professional Storage, IBM Deutschland: "FCoE braucht noch eine gewisse Reifezeit, um in hochproduktiven Umgebungen eingesetzt werden zu können. Dies sollte Mitte oder Ende 2012 der Fall sein."
Ralf Colbus, Leading Solution Sales Professional Storage, IBM Deutschland: "FCoE braucht noch eine gewisse Reifezeit, um in hochproduktiven Umgebungen eingesetzt werden zu können. Dies sollte Mitte oder Ende 2012 der Fall sein."
Foto: IBM

Ralf Colbus - IBM: "Ja, diese Meinung teilen wir auch. Zumal 16 Gbps verfügbar ist. FCoE braucht noch eine gewisse Reifezeit, um in hochproduktiven Umgebungen eingesetzt werden zu können. Dies sollte Mitte oder Ende 2012 der Fall sein."

"Neben den blockbasierten Systemen wird das neue SMB 2.2 und Network File System eine wichtige Rolle spielen. Unified Storage ist die richtige Wahl für klein- und mittelständischen Unternehmen, in größeren Installationen scheinen die Kunden jedoch beide Welten wieder trennen wollen."

Thomas Kao - Infortrend: " Wir denken, FC-Storage wird immer noch die erste Wahl für die meisten Unternehmen aufgrund seiner hohen Zuverlässigkeit und Leistung sein. FCoE wird bei FC-Storage Systemen eingesetzt, um ohne Änderung der System-Architektur die Storage Systeme zu erweitern, um so das Betriebsrisiko vor allem in großen Banken und Telekom-Unternehmen zu minimieren."

Herbert Bild - NetApp: "Der Trend geht vermehrt hin zu Ethernet und FCoE, nicht zuletzt aufgrund der Cloud- und Performance-Entwicklung. Aus Netzwerk-Konvergenzgründen ist FCoE die erste Wahl. Fibre Channel dagegen verzeichnet rückläufige Wachstumsraten, wird jedoch trotzdem noch weiterentwickelt und alleine auf Grund der hohen Verbreitung noch lange eingesetzt werden."