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Storage in der Cloud - was Anwender beachten müssen

10.08.2009
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Wer nutzt in der Praxis auf welche Art Cloud-Speicher?

Start-ups und Web-2.0-Unternehmen machen vorläufig die Mehrheit der Nutzer aus. Ein Beispiel ist die Cloudize Inc., Anbieter eines netzbasierenden Collaboration-Tools für kleine und mittlere Unternehmen, mit dem sich unter anderem Dateien zentral in der Cloud verwalten lassen. Anwender von Salesforce.com können dort beispielsweise Sales-Präsentationen oder Videos miteinander teilen. Die Public-Storage-Cloud dahinter stellt Nirvanix, ein Anbieter aus San Diego, bereit. Für Cloudize liegt dieses Geschäftsmodell nahe, zumal Salesforce.com-Kunden längst an Cloud Computing gewöhnt sind und einen Gutteil ihrer sensiblen Kontaktdaten in der Cloud verwalten.

Im Segment der Großunternehmen gibt es bislang weniger Beispiele. "Wir sind noch in einem sehr frühen Stadium", räumt Nirvanix-CEO Jim Ziernick gegenüber der "Computerworld" ein. Die Kunden, mit denen er derzeit rede, seien klassische "Early Adopters". Interessanterweise befänden sich aber beispielsweise auch Finanzdienstleister darunter, die gesetzlich verpflichtet seien, Audiodateien mit Kundengesprächen sowie jede Menge Dateien aufzuheben. Auch Anbieter von Internet-Content, die Bild- und Multimediadateien streamen müssen, gehören zu den typischen Kunden. Zudem gebe es in vielen Unternehmen Anwender, die Cloud-Storage für Pilotprojekte oder einfach testweise ausprobierten.

Die Schumacher Group, ein amerikanischer Lieferant von Management-Services und Personal rund um die Notfall-Medizin, zählt zu den Ausnahmen, die sich bezüglich Cloud Computing weit aus dem Fenster lehnen. Das Unternehmen speichert eine Reihe von Dokumenten, darunter auch Verträge und Reports, bei Force.com, der Cloud-Plattform von Salesforce.com. Große Teile der Buchhaltungsdaten liegen zudem in einem gehosteten Peoplesoft-System, Informationen aus dem Personalbereich beim Cloud-Dienstleister Workday. Wir bilden derzeit mehr als 50 Prozent unserer Prozesse in der Cloud ab, sagt CIO Douglas Menefee. "Es handelt sich um sehr große Datenbestände mit Tausenden von Transaktionen täglich." Ende 2009 sollen 75 Prozent der Unternehmensprozesse via Cloud Computing abgewickelt werden.

Reduziert Cloud-Computing den Bedarf an eigener IT-Infrastruktur?

Öffentliche Clouds zu nutzen, heißt, den Bedarf an internen Servern und Speicherequipment herunterzufahren. Allerdings gibt es weiterhin technische Ressourcen, die intern gebraucht werden. So nutzen die meisten Storage-Angebote aus der Cloud neuere Protokolle wie WebDav oder REST. Wenn die Inhouse-Anwendungen des Kunden diese Protokolle nicht unterstützen, kommt auf das technische Personal Anpassungsarbeit zu. Probleme gibt es diesbezüglich vor allem mit älteren Anwendungen. Neue, modular aufgebaute Applikationen kommen mit Cloud-Speicher besser zurecht.

Anwender, die sich Cloud-Angeboten bedienen, haben meistens nicht die Reduzierung ihres IT-Personals im Hinterkopf. Sie möchten - im Gegenteil - ihre Ressourcen so nutzen, dass sie einen Differenzierungsbeitrag im Business bieten, also die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.