64-Bit-Windows und Longhorn verspäten sich

Störungen in Microsofts Fahrplan

06.08.2004

Hatte Microsoft bisher vor, die 64-Bit-Version von Windows XP noch in diesem Jahr auf den Markt zu bringen, können Anwender nun erst in der ersten Hälfte des kommenden Jahres mit der Software rechnen. Gleiches gilt für die 64-Bit-Variante von Windows Server 2003.

Auch das Service Pack 1 für Windows Server 2003 wird erst in diesem Zeitraum zur Verfügung stehen, da es an die 64-Bit-Entwicklung gekoppelt ist. Das Update umfasst neben einigen Verbesserungen auch Sicherheitserweiterungen. Ursprünglich sollten Benutzer die Patches schon in der ersten Jahreshälfte 2004 erhalten.

Die 64-Bit-Erweiterung ist erforderlich, damit Windows die Funktionen der neuen Prozessoren von Intel ("Xeon") und AMD ("Athlon 64" und "Opteron") voll ausschöpfen kann. Die CPUs verarbeiten mehr Befehle pro Takt und können mehr Speicher adressieren.

Der Absatz von 64-Bit-Prozessoren dürfte nach Ansicht von Experten unter den Verzögerungen bei Microsoft leiden. "Ich hätte wenig Interesse an einem 64-Bit-PC, wenn es kaum Software gibt", meint zum Beispiel Lead Analyst Michael Cherry vom Marktforschungsunternehmen Directions on Microsoft aus Kirkland im Bundesstaat Washington. Grundsätzlich werden sich aber sowohl 32-Bit- als auch 64-Bit-Programme unter den entsprechend erweiterten Versionen von Windows Server 2003 beziehungsweise Windows XP betreiben lassen.

Microsofts verzögerter Markteintritt mit einem 64-Bit-fähigen Windows-Server verschafft Konkurrenten wie Sun und den Linux-Distributionen Vorteile. So will der Unix-Hersteller schon Ende des Jahres eine 64-Bit-Version von Solaris für die x86-Plattform anbieten, und Linux arbeitet bereits mit den 64-Bit-Prozessoren von Intel und AMD zusammen.

Kostenloses 64-Bit-Upgrade

Doch Microsoft will seinen Kunden eine Brücke bauen. Im Rahmen des "Technology Exchange Program" können Anwender, die Windows Server 2003 erwerben und auf einem 64-Bit-Server betreiben, ein kostenloses Upgrade auf die 64-Bit-Variante des Betriebssystems beziehen, sobald diese verfügbar ist.

Auch beim zukünftigen Betriebssystem Longhorn gibt es offenbar mehr zu tun als erwartet. Eine für dieses Jahr in Aussicht gestellte Betaversion soll nun erst Anfang 2005 an die Tester ausgeliefert werden. Wie aus gut informierten Kreisen verlautete, sind die Entwickler so sehr mit der Fertigstellung des Service Pack 2 von Windows XP beschäftigt, dass Longhorn hintanstehen muss. Der Konzern hatte mit dieser Begründung bereits einmal die Testversion von Longhorn verschoben.

Der Softwarekonzern verteidigt die Verschiebungen damit, dass man sich bei der Entwicklung auf die Produktqualität sowie die Bedürfnisse der Kunden konzentriere und weniger auf bestimmte Termine. (fn)