Kolumne

"Stimmungstest CeBIT"

23.03.2001
Christoph WitteChefredakteur CW

Intel entlässt, Compaq, Cisco und wahrscheinlich auch Oracle. Als Begründung müssen die Ergebnisse herhalten, die nicht nur unter den Erwartungen liegen, sondern sich zum Teil - was natürlich noch schlimmer ist - unter den Resultaten des Vorjahres bewegen. Ganz bitter trifft es die Anbieter, die in den jetzt abgeschlossenen Geschäftsquartalen in die roten Zahlen gerutscht sind. Angesichts der härter als gedacht gelandeten US-Konjunktur ist die ganze IT-Branche ins Zittern geraten. Alle Prognosen, die noch weit bis in dieses Jahr hinein eine positive Entwicklung des Marktes vorhergesagt haben, sind Makulatur.

In dieser Phase der Verunsicherung wird die CeBIT plötzlich wieder spannend: Nicht deshalb, weil die Anwender zum Beispiel anhand von Produkten und Services konkret in Erfahrung bringen könnten, was hinter den neuesten Modewörtern Mobile Commerce und mobiles Internet (siehe Seite 18) steckt. Diese Phänomene werden nach Messeschluss genauso nebulös sein wie zuvor. Und das wird so lange der Fall bleiben, bis den TK- und Online-Anbietern endlich sinnvolle Applikationen einfallen. Die vielzitierten lokalisierten Services wie Restaurantführer via Handy oder Informationen über freie Hotelzimmer in der Stadt oder sogar dem Stadtteil, in dem sich der Handy-Besitzer gerade aufhält, machen allein noch keinen Markt. Abgesehen davon natürlich, dass solche Dienste wie der Zimmernachweis nur funktionieren, wenn die Hotels ihre Kapazitäten ständig aktuell und online halten, sollte sich jeder Begeisterte fragen, wie viele Geschäftsreisenden ohne Hotelbuchung durch fremde Städte irren und für einen solchen Service zahlen würden.

Aber auch andere Segmente des IT-Marktes wie Application-Service-Providing, das Thema Sicherheit oder E-Business, die in Hannover für Furore sorgen sollen, werden nicht mehr Aufregung erzeugen als in den vergangenen Jahren, in denen die CeBIT zwar immer größer wurde, aber trotz aller Besucherrekorde auch immer mehr zur eher langweiligen Pflichtveranstaltung und Nabelschau der Branche verkam.

Woher soll also die versprochene Spannung kommen? Nun, die Branche wird herauszufinden versuchen, welche Stimmung unter den Anwendern herrscht. Werden sie sich ängstlich verhalten und aus Furcht vor einer abflauenden Konjunktur weniger für Informationssysteme und -services ausgeben als geplant oder werden sie positiv denken und weiter einkaufen? Und wie lässt sich das besser herausfinden als im direkten Messegespräch? Wir fiebern mit und wissen nächste Woche mehr zu berichten. Bis dahin wünschen wir eine interessante Messe.

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