Übernahme im Wert von vier Milliarden Dollar

Sterling begibt sich unter das CA-Dach

18.02.2000
MÜNCHEN (CW) - Computer Associates macht vier Milliarden Dollar locker, um einen Wettbewerber zu übernehmen. Sterling Software soll das Produktportfolio beim Netz- und Speicher-Management für OS/390-Umgebungen erweitern. Zudem will CA sein Profil im Geschäft mit Portallösungen schärfen.

Es ist noch kein Jahr vergangen, seit CA die Akquisition des Gemischtwarenladens Platinum ankündigte. Im April 1999 musste CA 3,5 Milliarden Dollar in bar für die bis dato größte Übernahme der Softwarebranche zahlen. Die nun angekündigte Akquisition von Sterling Software begleicht der Softwarekonzern dagegen in Form von Aktien. Das Tauschverhältnis zwischen CA- und Sterling-Aktien wurde mit 0,5534 zu eins vereinbart.

Die hohe Summe zahlt CA vor allem für Sterlings Produktportfolio im Netz- und Speicher-Management-Bereich. Dort, so ließ das Unternehmen wissen, gebe es keine Überschneidungen, weil sich CA vornehmlich auf Client-Server-Umgebungen konzentriert habe, während Sterling Lösungen für das Großrechner-Betriebssystem OS/390 verkaufe.

Mit den Softwareentwicklungs- und -modellierungs-Werkzeugen der "Cool"-Familie von Sterling betritt CA dagegen Neuland. Zwar gab es auch bei dem in Islandia, New York, ansässigen Softwarekonglomerat Entwicklungswerkzeuge. Erfahrungen im Bereich der Softwareerstellung für geschäftskritische E-Commerce-Anwendungen waren bislang jedoch nicht vorhanden. CA hat es vor allem auf die Java-basierte Entwicklungsumgebung "Cool:Joe" abgesehen. Zusammen mit CAs Infrastruktur- und Integrationssoftware "Jasmine" hofft der neue Eigentümer, eine EAI-Plattform für den elektronischen Handel realisieren zu können (EAI = Enterprise Application Integration).

CA stärkt somit nach und nach die Position der Jasmine-Technik. Hier könnte sich eine weitere Sterling-Technik einfügen, die im Herbst letzten Jahres mit der Übernahme von Information Advantage übernommen wurde. Dessen Business-Intelligence-(BI-)Lösungen werden mittlerweile unter der Bezeichnung "Eureka" vermarktet. Dahinter verbirgt sich unter anderem eine Portalsoftware, die zusammen mit den übrigen BI-Tools Informationsportale für Unternehmen entstehen lassen soll. Als Datenquellen dienen Data Warehouses, Datenbanken oder Agenten, die Informationen im Intra- und Internet suchen. CA verfügt über derartige Techniken. Als Datenlieferant sollen zudem die "Neugents", CAs Agenten-Implementierung, zum Tragen kommen.

Über alle Produktkategorien wird CA im Lauf der nächsten Monate die eigenen Kerntechniken "Jasmine" und "Unicenter" legen. Auf diese Art und Weise wollen die Verantwortlichen die Sterling-Lösungen mit den eigenen Produkten integrieren. Erste Prototypen möchte der Softwarekonzern auf der Hausmesse "CA World" im kommenden April präsentieren. Neunzig Tage später sollen die ersten marktreifen Lösungen zur Verfügung stehen.