Hays-IT-Fachkräfte-Index

Stellenmarkt weist Dellen auf

23.09.2015
Von Johannes Königes
Im Vergleich zum ersten Quartal dieses Jahres zeigt der Hays-IT-Fachkräfte-Index im zweiten Quartal einen Rückgang von sieben Punkten auf 105. Nur IT-Berater wurden mit einem Plus von sechs Punkten stärker als im ersten Quartal dieses Jahres gesucht. Für alle anderen IT-Profis zeigt sich der Stellenmarkt rückläufig.
  • Hochqualifizierte IT-Experten für Anwenderseiten und die Spieleherstellung sind nach wie vor sehr gefragt
  • IT-Branche Platzhirsch bei der Zahl der publizierten Stellenangebote

"Wir haben es hier mit einer Delle im Arbeitsmarkt zu tun", erklärt Hays Recruiting-Manager Oliver Wippich. Dafür spreche unter anderem, dass gegenüber dem zweiten Quartal 2014, jetzt mehr Stellen als damals offen seien.

Oliver Wippich, Hays, sieht für den Arbeitsmarkt bislang keine Bedrohung, erst wenn in der zweiten Jahreshälfte kein Aufwärtstrend zu erkennen sei, könne man von einem Negativ-Trend sprechen.
Oliver Wippich, Hays, sieht für den Arbeitsmarkt bislang keine Bedrohung, erst wenn in der zweiten Jahreshälfte kein Aufwärtstrend zu erkennen sei, könne man von einem Negativ-Trend sprechen.
Foto: Hays

Keine Gefahr für den SAP-Arbeitsmarkt

Während bei Web-Entwicklern, Projektleitern und Supportspezialisten der Rückgang moderat ausfiel, war er laut Hay-Index bei Netzwerk-Administratoren, SAP-Beratern und Anwendungsentwicklern deutlich stärker ausgeprägt. Wippich ist sich sicher, dass sich die SAP-Experten deswegen nach wie vor keine Sorgen machen müssen. Dieser Arbeitsmarkt sei immer wieder in Bewegung gewesen.

Bei den Netzwerk-Administratoren und Anwendungs-Entwicklern wiederum müsse differenziert werden. So sei es ein Unterschied, ob jemand als Entwickler bei einem großen IT-Unternehmen, in einem Konzern auf der Anwenderseite oder bei einem Spielehersteller arbeite. Die bei Hays eingehenden Anfragen - sowohl in puncto Festangestellte als auch IT-Freelancer - würden zeigen, wie sehr die Unternehmen weiterhin hochqualifizierte IT-Experten in diesen Sektoren suchen.

Spürbar gestiegen gegenüber dem vorjährigen zweiten Quartal sei die Nachfrage nach IT-Experten aus der IT- (+ 9 Punkte) und der Automobilindustrie (+ 12 Punkte) sowie mit einem größeren Anstieg im Maschinenbau. In Bezug auf die IT-Berufsgruppen sind es vor allem Projektleiter und Spezialisten für IT-Support, die im Vergleich zu 2014 wesentlich stärker nachgefragt werden. "Das zeigt, dass der Arbeitsmarkt auch hier ständigen Veränderungen unterliegt", erklärt Oliver Wippich.

Allerdings haben sich vor allem in der IT-Industrie selbst - laut Hays-Index - die Aussichten für IT-Fachkräfte gegenüber dem ersten Quartal dieses Jahres eingetrübt. So sank die Nachfrage um 14 Punkte auf nun 117. Wippich sieht das noch nicht zu dramatisch: "Trotzdem liegt die IT-Branche bei der absoluten Zahl der veröffentlichten Stellenangebot mit großem Abstand auf dem ersten Platz der nachfragenden Industrien." Auch in der zweitwichtigsten Branche für IT-Experten, dem Handel, hat sich die Nachfrage verringert. Für den Hays-Manager steht indes fest, dass der Handel weiterhin neben Internet- auch IT-Expertise benötigt.

Zögernde Unternehmen sind keine Hilfe

Seiner Meinung nach ist die Nachfrage nach IT-Profis für die neuen Technologien wie Cloud Computing und Big Data noch nicht groß genug, um wegfallende Jobs auffangen zu können: "Die abwartende Haltung der Unternehmen ist in puncto digitale Welt und deren Umsetzung nicht gerade hilfreich", sagt Wippich. Auch wenn Themen wie Industrie 4.0, Cloud Computing und Big Data in aller Munde seien, schlage sich das nicht in mehr Stellenanzeigen nieder.

Wippich sieht die Delle im Arbeitsmarkt bislang nicht als bedrohlich: "Bei Hays jedenfalls sind die Kundenanfragen - vor allem für Hochkaräter - bislang konstant geblieben." Bestätigt sieht sich der Recruiting-Fachmann auch durch den angestiegenen Bedarf der Personaldienstleister: "Schließlich sind es die Vermittler, die in der Regel hochqualifizierte Jobs vermitteln." Sein Fazit: Erst wenn das dritte und vierte Quartal 2015 ebenfalls schwächelt, könne man von einem Negativ-Trend sprechen.