Hochzeit der Branchengrößen

Stellenbörse Jobpilot geht an Monster

30.04.2004
MÜNCHEN (CW) - Nach wochenlangen Spekulationen gibt es jetzt Gewissheit: Der Schweizer Personaldienstleister Adecco SA hat das Stellenportal Jobpilot an den größten Konkurrenten Monster verkauft. Den vereinbarten Kaufpreis von 74,5 Millionen Euro zahlt Monster Worldwide Inc. mit einer Million Aktien, die einem Gegenwert von rund 23,4 Millionen Euro entsprechen, sowie mit 51,1 Millionen in Cash.

Erst Anfang 2002 hatten die Schweizer den deutschen Branchenprimus Jobpilot für rund 72 Millionen Euro gekauft, um ihrem Personalvermittlungs- und Zeitarbeitsgeschäft einen Stellenmarkt im Netz hinzuzufügen. Doch wie Branchenkenner beobachteten, konnte Adecco die Jobbörse nie so recht in das eigene Produktportfolio integrieren. Die Bad Homburger Stellenbörse wurde zur Last.

Hinzu kamen Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung, die den Adecco-Konzern in Bedrängnis brachten. Mit dem Verkauf von Jobpilot können die Schweizer nun ihre Bilanz für das zweite Quartal um 20 Millionen Euro aufbessern.

Durch den Zusammenschluss von Monster und Jobpilot verlagern sich die Gewichte innerhalb der virtuellen Stellenmärkte erheblich. Jobpilot galt als Nummer eins im deutschen Markt und lebte von seinem guten Image, während Monster und Stepstone nie ganz an den Primus herankamen.

Bessere Serviceangebote geplant

Zur neuen Unternehmensstrategie gibt es nur vage Angaben. Die Serviceangebote wolle man verbessern und zunächst beide Marken weiterführen, so eine Unternehmenssprecherin von Jobpilot. Ob Monster aber langfristig beide Marken aufrechterhält, ist fraglich. Die Firmen, die die Amerikaner bisher kauften, wurden konsequent integriert und die übernommenen Markennamen ausgemustert.

Die neue Unternehmensadresse der fusionierten Jobbörse wird der bisherige Firmensitz von Jobpilot in Bad Homburg sein, nicht die Monster-Zentrale in Wiesbaden. Jeder Monster-Mitarbeiter erhalte nun ein Angebot, von Wiesbaden nach Bad Homburg zu wechseln.

Noch keine Entlassungen

Geschäftsführer der fusionierten Stellenbörse wird der bisherige Jobpilot-Geschäftsführer Davide Villa. Auch sein bisheriger Jobpilot-Kollege Willi Stahlmann gehört als CFO zur neuen Führungsmannschaft. Was mit dem bisherigen Monster-Deutschland-Chef Kai-Uwe Deininger passiert, ist noch unklar. Er soll eine europäische Aufgabe im Marketing übernehmen. Jobpilot beschäftigt 137 Mitarbeiter, der bisherige Konkurrent Monster rund 60. Entlassungen soll es nicht geben.

Jobpilot hat in elf Ländern Niederlassungen und setzte ungeprüfte 26 Millionen Euro um, Monster ist in 20 Ländern vertreten und erreichte 2003 einen Umsatz von rund 680 Millionen Dollar. (iw)