Stellenangebote gehen im ersten Quartal um 23 Prozent zurueck DV-Chefs von der Krise weniger betroffen als ihre Angestellten

03.06.1994

MUENCHEN/HAMBURG (CW) - Der Trend zur Lean Organisation haelt an: Die Zahl der Jobangebote fuer DV-Profis ist weiterhin ruecklaeufig - im Osten der Republik staerker als im Westen. Die IT-Chefs trifft es weniger als die DV-Spezialisten, so das Ergebnis der EMC- Stellenmarktanalyse fuer das erste Quartal 1994.

Die Personalchefs scheinen ihre Rotstifte nicht mehr aus der Hand zu legen. In den ersten drei Monaten wurden 23 Prozent weniger Positionen fuer DV-Fuehrungs- und -Fachkraefte in den Anzeigenteilen der 33 groessten Tageszeitungen in Deutschland ausgeschrieben als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Dabei weisen die EMC-Daten fuer DV-Mitarbeiter einen staerkeren Rueckgang aus als fuer Manager. In Zahlen ausgedrueckt: minus 25 Prozent bei Spezialisten, minus zehn Prozent bei Fuehrungskraeften.

Vor allem in den oestlichen Bundeslaendern ist die Durststrecke noch nicht ueberwunden. Dort hat die Nachfrage nach Soft- und Hardware- Experten gegenueber 1993 um 40 Prozent abgenommen, im Westen dagegen um 20 Prozent. "Es ist zu vermuten, dass nach einem ersten Investitionsschub im Osten derzeit andere Investitionen dringlicher erscheinen", erklaert dazu Waldemar Timm, Mitglied der Geschaeftsleitung der Kienbaum und Partner Personalberatungs GmbH.

Zudem schlagen die Behoerden in den neuen Bundeslaendern offensichtlich einen Sparkurs ein. Fuer den DV-Sektor macht sich das bei den Ausschreibungen aus dem Hochschulbereich bemerkbar, wo die Angebote fuer Informatiker um mehr als 40 Prozent zurueckgingen. Insgesamt bezogen sich lediglich 2,4 Prozent aller fuer die neuen Bundeslaender veroeffentlichten Offerten auf DV-Kernberufe. Laut EMC standen dabei Organisatoren und DV-Fuehrungskraefte im Osten hoeher im Kurs als im Westen.

Das groesste Interesse an DV-Spezialisten wurde in Hessen (13,1 Prozent aller Angebote) registriert. Der Markt wird hier weitgehend durch die Bankenmetropole Frankfurt bestimmt. In dieser Region sind Organisatoren, Systemanalytiker und auch Anwendungsprogrammierer ueberdurchschnittlich gefragt.

12,2 Prozent der Angebote fuer Fach- und Fuehrungskraefte kamen aus Nordrhein-Westfalen. Hier werden anteilsmaessig weit mehr Systemingenieure und Kommunikationsfachleute als in anderen Bundeslaendern gesucht. Die Nachfrage erklaert sich aus dem Boom der Telekommunikationsbranche, die Duesseldorf zu ihrer Hochburg gemacht hat.

"Mit der Dezentralisierung und der damit neu entstehenden Notwendigkeit der Zusammenfuehrung, Integration und Ueberwachung dezentraler Systeme steigt die Nachfrage nach Kommunikationsfachleuten allgemein", betont Timm. Folge dieses Wandels sei eine deutlich geringere Nachfrage im Bereich des Operatings.

Nach EMC-Berechnungen sank der Bedarf im Vergleich zur Vorjahresperiode um mehr als die Haelfte. Den relativ groessten Nachfrageanteil fuer Operatoren weist Hamburg mit vier Prozent von seinem Gesamtangebot fuer DV-Spezialisten auf. Hier sind es die Versicherungen, aber auch die Druck- und Verlagsindustrie, die noch einen nennenswerten Bedarf fuer das technische Operating vermerken.

DV-Berater sind nach EMC-Auswertungen vor allem in Bayern gefragt. Waehrend im Durchschnitt 6,8 Prozent aller DV-Offerten Beratungsaufgaben gilt, macht der Anteil im suedlichen Bundesland immerhin mehr als elf Prozent aus.