Carrier verordnet sich Schlankheitskur

Stellenabbau soll Otelo aus der Krise führen

23.12.1998
DÜSSELDORF (CW) - Noch vor kurzem hatte der neue Otelo-Chef Thomas Geitner sein Unternehmen wieder auf der Überholspur gesehen. Doch jetzt schaltet der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern einen Gang zurück und baut Stellen ab.

Gerade einmal ein Jahr ist es her, daß Otelo vollmundig angekündigt hatte, jedes Jahr 600 neue Mitarbeiter einzustellen. Jetzt will man die Zahl der 3000 Beschäftigten verringern, um die roten Zahlen hinter sich zu lassen. Betriebsbedingte Kündigungen soll es laut Unternehmenssprecher Christian Hoppe aber nicht geben, da man die natürliche Fluktuation ausnützen wolle.

Im laufenden Jahr rechnet Otelo mit einem Verlust von 2,2 Milliarden Mark. Weitere Prognosen für 1999 lehnte Hoppe ab und dementierte einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus", das für das nächste Jahr von 800 Millionen Mark Verlusten im operativen Geschäft sprach. Nach wie vor will man den Break-Even im Jahr 2001 erreichen. Gerüchte über den möglichen Verkauf des defizitären Carriers haben die Otelo-Gesellschafter RWE AG und Veba AG zurückgewiesen.

Im Gegensatz zur Telekom und Mannesmann Arcor will Otelo erst zum 1. Februar 1999 billigere Tarife anbieten. Diese Verspätung sei damit zu erklären, daß man zuerst die bestehenden Kapazitätsengpässe am Verbindungsnetz zur Telekom beseitigen müsse. Schließlich wolle man vermeiden, daß die Kunden ein Besetztzeichen hören. Weitere Verluste im Markt fürchtet der Düsseldorfer Konzern aber nicht, da laut Hoppe der Preis längst nicht mehr das alleinige Kriterium für die Wahl einer Telefongesellschaft ist.

Zum ersten Februar übernimmt Charles Fränkl (40) die Geschäftsleitung der Business Unit Geschäftskunden. Der Telekommunikations-Ingenieur war zuvor als Direktor für den Bereich Daten und Multimedia bei der Schweizer Swisscom verantwortlich.