Unix soll Rettungsanker für Anbieter kleiner Hochleistungsrechner werden:

Steife Brise weht im Minisuper - Markt

24.06.1988

FRAMINGHAM (IDG)-Wer im vergangenen Monat Aber die World Supercomputer Exhibition in Boston wandelte, konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, Supercomputing sei die heißeste Sache seit der Erfindung des Rades.

Bei näherem Hinsehen stellte sich dann allerdings heraus, daß die meisten Aussteller keine Supercomputer im klassischen Sinn anboten, sondern Geräte, die als Mini-Supercomputer bekannt sind. Die Zahl der "echten" Supercomputer-Anbieter hätte auch kaum ausgereicht, um eine Ausstellung zu bestreiten.

Dennoch benutzten natürlich alle Aussteller den Begriff "Supercomputer" - sei es als Personal Supercomputer, Abteilungs-Supercomputer, erschwinglicher Supercomputer oder was es an Marketing-Gags noch so alles geben mag. Die Konferenz hat so wieder einmal unter Beweis gestellt, wie unsinnig das Ètikett "Super" in Wirklichkeit ist.

Dieses Attribut kann nämlich nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Anzahl der Mini-Supersomputer-Anbieter in den kommenden Jahren abnehmen wird. Der Markt ist schlicht überfüllt. Allein die Streichungen im US-Haushalt reichen aus, um dieses Marktsegment abschmelzen zu lassen. Zwar behaupten alle Anbieter, ihr spezielles Konzept des Hochleistungs-Computing sei so einzigartig, daß sie keinen Wettbewerb zu fürchten brauchten. Aber für welche Anwendungen sind die Maschinen konzipiert? Die Litanei ist fast immer dieselbe: Molekular-Modeling, Strömungsdynamik und seismische Berechnungen führen die Liste an. Damit peilen letztendlich alle Anbieter die gleiche Käufergruppe an.

Schon sind die ersten Anbieter über Bord gegangen und die Überlebenden nicht ohne Blessuren davon gekommen. So entging die Celerity Computing Co. nur dadurch dem Bankrott, daß sie sich von Floating Point Systems (FPS) aufkaufen ließ. FPS wiederum mußte in der Folge Entlassungen ankündigen. Auch die Alliant Computer Systems Corp. speckte personell ab. Die Auseinandersetzung um Marktanteile wird in der nächsten Zeit an Schärfe zunehmen.

Große Hoffnung setzen diese Unternehmen in Unix und haben ihre Softwarestrategie

auf dieses Betriebssystem gebaut. Der Grund ist die erhoffte einfache Portierbarkeit der zahlreichen Unix-Programme. Daher, so das Kalkül der Anbieter, werde Mangel an Software kein Grund für eine weitere Zurückhaltung beim Kauf sein. Aus diesem Grund könnte sich die Zukunft des Marktes als ein Test für Unix erweisen. Wenn sich die Erwartungen an die Portabilität, die dieses Betriebssystem verspricht, nicht erfüllen, wird der Aderlaß im Minisuper-Sektor wesentlich härter ausfallen.