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Startups wettern gegen Greencard-Entscheidung

26.05.2000
"20 000 Greencards - eine reine Phantasiezahl"

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Anlässlich der Berliner Messe "Internet World" haben 26 deutsche Startup-Firmen die Greencard-Entscheidung der Bundesregierung kritisiert und einen eigenen Vorschlag vorgelegt. Felix Frohn-Bernau, Vorstandsvorsitzender des Verbraucherportals Dooyoo.de und Sprecher der Gruppe, bemängelte, dass die Vereinbarungen zum Arbeitsvisum für ausländische IT-Experten allein zwischen der Regierung und den Vertretern der großen High-Tech-Unternehmen ausgehandelt wurde: "Die Interessen von Firmengründern im IT- und Internet-Bereich, die für den zügigen Aufbau solider Geschäftsstrukturen auf technisches Knowhow aus dem Ausland angewiesen sind, wurden bei der Einigung zur Greencard nicht ausreichend berücksichtigt."

Gemäß der offiziellen Rahmenbedingungen für die Greencard können ab August 2000 insgesamt 20 000 ausländische IT-Experten eine deutsche Arbeitserlaubnis erhalten, sofern sie einen Hochschulabschluss und ein Jahresmindestgehalt von 100 000 Mark nachweisen. Die Startup-Firmen verlangen in ihrem Vorschlag folgende Ergänzungen:

In die Bemessung der Gehälter sollen Aktienoptionen mit einbezogen werden, um den Rekrutierungsmaßnahmen der Startups gerecht zu werden.

Startups wachsen explosionsartig. Daher muss die Möglichkeit geschaffen werden, Fachkräfte ad hoc einzustellen.

Die Mindestdauer der Beschäftigungsverhältnisse sollte nicht länger als ein Jahr betragen.

Ein internationaler Austausch von Fachkräften sollte gefördert werden, um mehr Kompetenzen zu schaffen.

Die festgesetzte Zahl von 20 000 Greencards ist eine willkürliche. Die Menge der zu erteilenden Arbeitsgenehmigungen darf sich nicht an einer politischen Kompromisslösung orientieren, sondern muss flexibel dem tatsächlichen Bedarf in den Unternehmen angepasst werden.

Last, but not least, fordern die Startups eine Reform der Hochschulpolitik: Ausländische Hochschulabsolventen sollten sich nach einem deutschen Universitätsabschluss direkt bei einem Unternehmen in Deutschland bewerben dürfen.

Neben Dooyoo.de unterstützen unter anderem Cyberchannel, Datango, Jfax und Webmiles diese Initiative. Interessierte können im Greencard-Forum der COMPUTERWOCHE weiter diskutieren.