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Surfverhalten der Nutzer bestimmt Spielfortschritt

Start-up verwandelt Web in riesiges Online-Spiel

11.04.2008
Von pte pte
Das Start-up-Unternehmen GameLayers aus San Francisco will aus der gewöhnlichen Browsernutzung der User ein einziges riesiges Online-Spiel entstehen lassen.

Zu diesem Zweck hat die Firma vor kurzem ein völlig neuartiges Spielkonzept namens PMOG ("passives Multiplayer-Onlinespiel") vorgestellt. Dabei können Nutzer durch das kostenlose Herunterladen einer speziellen GameLayer-Software eine zusätzliche Schicht über ihren Browser legen, die das gesamte Web in eine einzige Spielwelt verwandelt. Wer auf Punktejagd gehen will, muss hierfür lediglich bestimmte Angebote im Internet besuchen, themenbasierte Missionen kreieren, die andere Mitspieler durch das Netz führen oder Notizen für die Gemeinschaft hinterlassen. Die so erzielten Erfahrungspunkte können Nutzer dann anschließend in für den weiteren Spielverlauf nützliche Gegenstände in einem virtuellen Shop investieren. Währenddessen können Spieler zudem per Instant Messenger miteinander kommunizieren, Tipps austauschen, Geschenke verteilen oder kleine Bomben zünden, die das Browser-Fenster des Gegenspielers kurzzeitig verkleinern.

Wie andere große Multiplayer-Games entführt das PMOG den Spieler in eine einzige riesige Welt, die er mit seinen Mitspielern teilt. Einziger Unterschied: Hier geht es um das gesamte Internet, 24 Stunden am Tag. Spieler können zwar mit der Zeit neue Tools und Fähigkeiten erlangen, doch ein wirkliches Ende des Spiels gibt es nicht. "Wir schichten etwas Spielerisches auf das, was bereits da ist", zitiert die deutsche Online-Ausgabe von "Technology Review" den Firmenchef und Mitbegründer von GameLayers, Justin Hall. "Das Modell für unser Spiel geht davon aus, dass die Nutzer jederzeit dazu stoßen können", betont Hall.

Interessierte, die am PMOG teilnehmen wollen, müssen sich zunächst ein Toolbar-Programm herunterladen und sich registrieren. Ist der Nutzer erst einmal eingeloggt, protokolliert die Software jegliches Surfverhalten der Spieler mit und vergibt Punkte für jede URL, die innerhalb von 24 Stunden besucht wurde. Die Nutzer haben dabei die Möglichkeit, selbst Missionen zu entwerfen oder an bereits bestehenden teilzunehmen. Beispielsweise kann ein PMOG-Spieler eine bestimmte Webseite besuchen, nur um dort ein Pop-up-Fenster vorzufinden, über das ihn ein anderer Spieler zu einer Mission einlädt. Nimmt er diese an, erscheinen weitere Fenster, die ihn zu neuen Seiten führen. Jede einzelne Seite enthält wiederum Pop-ups mit Notizen desjenigen, der die Mission entworfen hat wie etwa Zusatzinformationen, einer Geschichte oder einem Rätsel.

Hall zufolge experimentiert GameLayers bislang noch mit verschiedenen Geschäftsmodellen. So sei es zum Beispiel vorstellbar, dass man künftig zusätzliche Missionen anbiete, die von Sponsoren finanziert würden. Spieler, die derartige Kampagnen erfolgreich absolvieren, bekämen dafür dann Bonus-Punkte. Für welches Modell man sich schlussendlich entscheiden werde, könne Hall derzeit noch nicht endgültig sagen. Aber egal, wie die Finanzierung von Statten gehen wird, die Nutzerdaten wolle man jedenfalls nicht antasten. "Die User vertrauen uns ihre persönliche Surfgeschichte an, sie geben uns Zugang zu ihrem Bildschirm. Wir denken deshalb an eine totale Opt-in-Lösung, bei der Nutzer jedem relevanten Vorgang zustimmen müssen", stellt Hall abschließend klar. Derzeit wird das in Form eines Firefox-Plugins zur Verfügung stehende PMOG in einer Beta-Phase ausgiebig getestet. (pte)