Geschäft mit langfristigen Lizenzverträgen zum zweiten Mal zurückgegangen

Starke PC-Nachfrage bringt Microsoft voran

30.01.2004
MÜNCHEN (CW) - Microsoft hat für sein Ende Dezember abgeschlossenes zweites Geschäftsquartal einen Rekordumsatz ausgewiesen. Gleichzeitig sank der Nettogewinn um 17 Prozent. Grund war die Ausgabe von Aktienanteilen an die Mitarbeiter, die das Unternehmen seit neuestem statt Optionen verteilt und in seiner Bilanz als Kosten aufführt.

Für das zweite Geschäftsquartal meldete Microsoft einen Reingewinn von 1,55 Milliarden Dollar oder 14 Cent je Aktie. Im Vorjahresvergleichszeitraum waren es 1,87 Milliarden Dollar oder 17 Cent je Aktie gewesen. Den Wert der an die Mitarbeiter ausgegebenen Aktienanteile berechnete der Konzern auf der Soll-Seite mit 2,17 Milliarden Dollar. Ohne diese Sonderausgabe sowie die Kosten für den Umtausch älterer "Underwater"-Optionen hätte der Gewinn je Aktie bei 34 Cent gelegen. Von Thomson First Call befragte Analysten hatten lediglich 30 Cent pro Aktie prognostiziert.

Auch beim Quartalsumsatz von 10,15 Milliarden Dollar übertraf Microsoft die Erwartungen der Wallstreet, die von 9,74 Milliarden Dollar ausgegangen war. Der Zuwachs entspricht 19 Prozent gegenüber den 8,54 Milliarden Dollar aus dem Vorjahresquartal. Finanzchef John Connors zeigte sich dementsprechend zufrieden: "Wir haben das Quartal in guter Form beendet. Unsere Umsetzung war zufriedenstellend, wir verzeichnen Rekordeinnahmen im ganzen Unternehmen und unter dem Strich auch in fast allen Segmenten."

Doch auch in Redmond scheint nicht immer nur die Sonne. Wie schon im ersten Quartal fiel auch im zweiten Vierteljahr das Geschäft mit langfristigen Lizenzverträgen niedriger aus als von Microsoft erwartet. Hierbei handelt es sich um Umsatz, der aus langfristigen Software-Lizenzverträgen resultiert, allerdings noch nicht erwirtschaftet wurde, sondern über die gesamte Laufzeit der Verträge peu à peu verbucht wird. Dieses so genannte bilanzierte Besitzeinkommen ist gegenüber dem ersten Quartal um 395 Millionen Dollar gesunken. Microsoft war von einem Minus in Höhe von 250 bis 300 Millionen Dollar ausgegangen. Im direkten Vorquartal betrug der Rückgang des bilanzierten Besitzeinkommens sogar 768 Millionen Dollar. Wie das Unternehmen mitteilte, resultiert dieser Rückgang fast ausschließlich aus der Sparte der Office-Produkte.

Diese Entwicklung ist ein Indiz dafür, dass Microsoft derzeit kaum langfristige Verträge mit großen Unternehmenskunden abschließt. Sollte dieser Trend anhalten, könnte das langfristige Wachstum des Herstellers in Gefahr geraten. Mit diesem Problem haben aber auch andere Softwareanbieter zu kämpfen. Deren Kunden zögern ebenfalls mit dem Abschluss von Langzeitverträgen und willigen damit nicht mehr in die vom Hersteller vorgegebenen Upgrade-Zyklen ein.

Das meiste Geld machte Microsoft auch im zweiten Quartal 2003/04 in den drei Sparten Windows-Betriebssysteme, Server-Software und Office-Produkte.

Die steigende Nachfrage nach PCs schob den Absatz von Windows XP an und verhalf der Client Division zu 3,06 Milliarden Dollar Umsatz - eine Steigerung von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In der Information Worker Group stieg der Umsatz im Jahresvergleich sogar von 2,3 Milliarden Dollar um 27 Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar.

Unter anderem vom Geschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen profitieren konnte Microsofts Server-Sparte. Diese legte im Jahresvergleich von 1,76 Milliarden Dollar Umsatz um 21 Prozent auf 2,13 Milliarden Dollar zu. Die Einnahmen des Bereichs gelten als entscheidend für künftiges Wachstum. "Unser Server-Geschäft wächst relativ schnell", kommentierte CFO Connors.

In der Home and Entertainment Division, die auch die Spielekonsole Xbox vermarktet, ging der Umsatz ausgerechnet im Weihnachtsquartal um fünf Prozent auf 1,27 Milliarden Dollar zurück. Der Absatz der Konsolen nach Stückzahlen sank um sechs Prozent, Microsoft liegt aber laut Senior Vice President Robbie Bach im Plan mit seinem Vorhaben, bis Ende Juni zwischen 14,5 und 16 Millionen Geräte verkauft zu haben. Zu Ende Dezember waren Bach zufolge 13,7 Millionen Xboxen abgesetzt.

Zuversichtliche Prognosen

Die Online-Sparte MSN legte dank gestiegener Werbeeinnahmen um 19 Prozent auf 546 Millionen Dollar Umsatz zu. Die Mobile Division, zuständig für die Betriebssysteme in Pocket-PC-Handhelds und Mobiltelefonen, steigerte ihre Einnahmen von 38 auf 68 Millionen Dollar.

Für das laufende Quartal stellt Microsoft 8,6 bis 8,7 Milliarden Dollar Umsatz in Aussicht und liegt damit über der Analystenerwartung von 8,5 Milliarden Dollar. Als Gewinn avisieren die Redmonder 23 bis 23 Cent pro Aktie (Kosten von fünf Cent für das Mitarbeiter-Aktienprogramm inklusive), und liegen damit gleichfalls leicht über der Wallstreet-Prognose. Für 2004 erwartet Microsoft 35,6 bis 35,9 Milliarden Dollar Umsatz. Der Profit soll 82 bis 83 Cent je Aktie betragen, 35 Cent Kosten für die Mitarbeiteraktien bereits eingerechnet. (jm)