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Starke Nachfrage bringt indische Offshore-Dienstleister in Nöte

09.06.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Indien fehlt es an genügend qualifizierten Fachkräften, um der großen Nachfrage nach IT-Services nachzukommen. Laut Rajeev Ratna Shah, Sprecher der Planungskommission der indischen Regierung, fehlen den Indern bis 2009 rund 260 000 IT-Spezialisten. Theoretisch würden bis zu diesem Zeitpunkt rund eine Million zusätzliche Hightech-Profis benötigt.

Die Warnung kam wenige Tage nachdem der indische Branchenverband Nasscom (National Association of Software and Services Companies) eine äußert positive Bilanz für das vergangene Jahr gezogen hatte. Die Exporte von Software und Services seien um 34 Prozent auf ein Volumen von 17,2 Milliarden Dollar gestiegen. Für 2006 werde mit einem Ausfuhrvolumen von 22,5 Milliarden Dollar gerechnet, 2009 soll dann die 50-Milliarden-Dollar-Grenze durchbrochen werden.

Die größten Probleme hat im Moment der Sektor Business Process Outsourcing (BPO): Die Spezialisten sind so knapp, dass sie aufgrund besserer Angebote ständig die Arbeitsplätze wechseln und damit immer teurer werden. Unter den Kunden wächst derweil die Unzufriedenheit. Indien möchte nun gegensteuern, indem der Nasscom-Verband Zertifikate für junge BPO-Spezialisten ausgibt und die Zusammenarbeit von Industrie und Universitäten verbessert.

Sollten die Inder ihre Probleme nicht in den Griff bekommen, dürfte ein Gutteil der Aufträge nach China abwandern. Wie das Beratungshaus Diamond Cluster berichtet, hat im letzten Jahr das Reich der Mitte als Offshoring-Standort stark aufgeholt. Von 210 befragten Unternehmen mit Outsourcing-Interesse wollen binnen der nächsten drei bis fünf Jahre 40 Prozent Aufträge nach China vergeben. Vor einem Jahr waren es nur acht Prozent. (hv)