Auswahikriterien der Rechenzentrale Bayerischer Genossenschaften

Standardsoftware - Komfort ist Trumpf

07.12.1979

Die schwerpunktmäßige Verschiebung der Kosten vom Hardware- in den Softwarebereich ist hinreichend bekannt. Diese Situation legt den Gedanken nahe, in breiterem Umfang als bisher auf kommerzielle Standardsoftware zurückzugreifen.

Die Rechenzentrale Bayerischer Genossenschaften ist ein rein kommerzieller Benutzer mit einem sehr breiten Anwendungsspektrum in den Bereichen Banken, Handel und Gewerbe. In gewissen Gebieten ist der Zug, dort Standardsoftware einzusetzen, bereits abgefahren. In anderen Sektoren beschäftigt man sich derzeit sehr stark darnit, Standardsoftware zu erwerben und einzusetzen. Bei der Auswahl hat sich folgender Kriterien-Katalog bewährt.

Flexibilität

Für uns als Service-Betrieb mit über tausend Kunden als Anwender für ein bestimmtes Softwarepaket ist die Flexibilität lebensnotwendig.

Stabilität ist ebenfalls eine Hauptforderung, wenn man die Anzahl der zu verarbeitenden Betriebe sieht, die über eine Anwendung abgewickelt werden.

Preis

Hier entscheidet nicht nur der reine Kaufpreis, sondern vielmehr der Vergleich mit den Kosten einer Eigenentwicklung.

Effizienz

Neben dem reinen Kaufpreis ist vor allem das laufende Kosten-/Nutzenverhältnis zu bewerten. Hier können mit jedem Einsatz Kosten erhöht, beziehungsweise minimiert werden.

Lieferzeit

Es wird versucht die Lieferzeit mit den geforderten Terminen in Einklang zu bringen.

Programmaufbau

Dieser Punkt ist aus der Sicht der Weiterentwicklung entsprechend zu bewerten.

Programmiersprachen

Das Programmpaket soll in den im Hause verwendeten Programmiersprachen Cobol und Assembler erstellt sein da sonst neues Know-how, wie bei PL/1 aufgebaut werden müßte.

Implementierungsaufwand/Zeit

Diese Faktoren sind als Eigenleistung den sonstigen hinzuzurechnen.

Kernspeieherbedarf

Der Kernspeicherbedarf und die sonstigen minimalen Hardwareanforderungen

müssen grundsätzlich zur Systemumgebung passen.

Benutzerfreundlichkeit

Da unsere Benutzer ausschließlich selbständige Betriebe sind, ist es sehr entscheidend, eine gute Benutzerfreundlichkeit zu erreichen. Hiervon kann sogar die Annahme oder Ablehnung für ein Softwaresystem abhängen.

Integrationsmöglichkeit

Alle Programmpakete werden in Zukunft daran gemessen, ob auch Integration mit bestehenden Programmen möglich ist. Nur so kann erreicht werden, daß man als Anwender bei Verwendung von Standardsoftware nicht in eine Sackgasse gerät.

Sonstige Leistungen

Unter sonstige Leistungen fällt auch der Implementierungsaufwand beim Kunden, der im großen Umfang Schulungsmaßnahmen erfordert.

Programmdokumentation

Ein ganz entscheidender Faktor ist in der Güte der Programmdokumentation zu sehen. Mit dem Erwerb von Standardsoftware kann Know-how nur teilweise erworben werden.

Seriosität

Von kurzlebigen Firmen Software zu erwerben, wird zwangsläufig zum Reinfall. Anzahl der Installationen

Die Anzahl der Installationen ist nach wie vor als das beste Verkaufsargument zu sehen. Dadurch weist das Softwareprodukt einen gewissen Reifegrad nach.

Zu dieser Kriterienaufstellung kann zusammenfassend gesagt werden, daß die Positionen Flexibilität, Stabilität, Preisvergleich zur Eigenentwicklung, Programmdokumentation und Benutzerfreundlichkeit in unserern Hause den höchsten Stellenwert bei der Auswahl von Standardsoftware haben.

*Franz Axtner ist Leiter der Hauptabteilung DVE 1 bei der Rechenzentrale Bayeriseher Genossenschaften, München.