Siemens Business Services entwickelt neues Qualifizierungskonzept

Standards für Projekt-Manager

11.05.2001
Die Nachfrage nach gut qualifizierten, unternehmerisch orientierten Projekt-Managern wächst. Im Rahmen des Programms "Promise" schafft Siemens Business Services (SBS) Standards, um die Qualität der Projektarbeit im eigenen Unternehmen zu verbessern. Ein Schwerpunkt ist dabei die Qualifizierung der Mitarbeiter. In Zukunft steht dieses Konzept auch externen Teilnehmern zur Verfügung. Von Gabriele Müller*

Die Zahl von komplexen Projekten in den Unternehmen - teilweise mit Etats im mehrstelligen Millionenbereich - nimmt stetig zu. Doch ein verbindliches Berufsbild "Projekt-Manager" gibt es bisher noch nicht - den Titel darf jeder führen, der Beruf ist ungeschützt. Eine gewisse Richtschnur hat die Deutsche Gesellschaft für Projekt-Management e.V. (GPM) in Nürnberg festgelegt: Zur notwendigen Qualifikation zählen demnach solche Elemente wie der Einsatz von bewährten Projekt-Management-Techniken, Kommunikationsfähigkeit, soziale Kompetenz, Konflikt-Management, Kreativitätstechniken, Selbst-Management und der Umgang mit einer lernenden Organisation. Die Planung der Abläufe, der Ressourcen, die effiziente Kosten- und Terminkontrolle und ein vorausschauendes Risiko-Management sind weitere Anforderungen an ein effektives Projekt-Management.

Siemens Business Services, mit über 34000 Mitarbeitern einer der weltweit größten IT-Dienstleister, wickelt zunehmend globale Aufträge für Kunden aus den verschiedensten Branchen auf Projektbasis ab. "Komplexe Projekte können zwar sehr unterschiedlich sein, doch die Anforderungen an ihr Management sind häufig gleich", betont Tobias Bachmann, Leiter Major Projects Management (MPM) in der SBS-Region Deutschland. Der Siemens-Bereich bietet dabei ein breites Spektrum von Dienstleistungen an, das auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten werden kann. "Um auf diese Anforderungen flexibel zu reagieren und gleichzeitig ein Modell für den gesamten Mutterkonzern zu entwickeln, führen wir eine dreistufige Projekt-Management-Laufbahn ein und unterstützen sie erstmals durch ein separates Programm", berichtet Bachmann. Denn die Tätigkeit als Projektleiter sei keine "Durchgangsstation in der üblichen Führungslaufbahn", sondern eine eigenständige berufliche Aufgabe.

"Project Management Career Introduction, Support & Empowerment" (Promise) - so der Name des Konzepts - soll nicht nur einheitliche Qualitätsstandards schaffen, sondern auch die Attraktivität von Führungsaufgaben im Projekt-Management durch mehr Verantwortung und konkrete Karriereperspektiven steigern. Die zeigen sich nun auch in Laufbahnstufen für Projekt-Führungspersonal, die vom Junior-Projektleiter bis hin zum Senior-Projekt-Manager reichen. Wer künftig in dem Siemens-Bereich Projekte auf der jeweiligen Ebene leiten will, muss die entsprechende Qualifikation nachweisen und erhält im Gegenzug die Chance zu mehr Verantwortung, einem höheren Gehalt und Aufstiegschancen. Die Ziele werden individuell vereinbart - als Kriterium zählt dabei alles, was Kosten senkt und die Produktivität erhöht.

Das Besondere an dem Programm: Von der SBS-Geschäftseinheit Training and Services - mit jährlich rund 100000 Seminarteilnehmern einer der größten Weiterbildungsanbieter in Europa - wurde ein internes Curriculum entwickelt. "Das schafft einheitliche Qualifizierungsstandards und -ziele und bietet ein Modellsystem, das jederzeit für bereichsspezifische und individuelle Anforderungen ausgebaut werden kann", erläutert Magdalene Kühnel, Leiterin Competence Development bei SBS in Essen. Außerdem vereint dieser Ansatz individuelle Lehr- und Lernmethoden wie Training, Coaching oder E-Learning.

Das Curriculum basiert auf der standardisierten Methodik des Project Management Institute (PMI) in Pennsylvania und wird in Zukunft auch für Teilnehmer außerhalb des eigenen Unternehmens angeboten. Diese können dadurch die bereits gewonnenen praktischen Erfahrungen von SBS nutzen und ihren Mitarbeitern eine individuelle Qualifizierung und Zertifizierung nach einem internationalen Standard bieten. Zusätzlicher Service: Der IT-Dienstleister hilft auch beim Coaching von Projektleitern und -teams. Das Curriculum selbst beinhaltet neben den fachlichen und methodischen Elementen auch solche, die persönliche und soziale Kompetenzen vermitteln wollen. Je nach Erfahrungshorizont und Verantwortungsbereich der Mitarbeiter können individuelle Weiterbildungsprogramme erstellt werden, um ein bestimmtes Tätigkeitsprofil zu erreichen. Der Interessent wählt die benötigte Qualifizierungsmaßnahme aus - das Curriculum bildet dabei den Orientierungsrahmen.

Kenntnisse in der Disziplin "Projekt-Management" und den jeweiligen technisch-fachlichen Aspekten sind zwar im Konzern heute eine Voraussetzung dafür, um komplexe Projekte zu führen - sie reichen aber längst nicht mehr aus. "In der Vergangenheit waren unsere Projektleiter meist auf die technische Leitung fokussiert", erinnert sich Bachmann. Leidvolle Erfahrungen in eigenen Projekten hätten aber ergeben, dass "eine personifizierte Verantwortung in Gestalt eines Geschäftsführers auf Zeit gebraucht wird". Bei SBS ist dieser Prozess bereits in vollem Gang: Von den rund 9500 Mitarbeitern in Deutschland wurden inzwischen über 800 als "Project-Management-Professionals" benannt, 20 von ihnen haben sich bereits zum "Senior Project Manager", 75 zum "Project Manager" und 400 zum "Project Leader" qualifiziert.

"Die Gartner Group erwartet, dass bis zum Jahr 2002 jedes dritte E-Business-Projekt in den Unternehmen wegen fehlender Projektplanung scheitern wird. Wir konnten durch das neue Konzept die Anzahl der Projekte, die sich in einer Krise befinden, um 80 Prozent reduzieren", hält Bachmann dagegen. Ein Betrag, so das Unternehmen, der allein in der Region Deutschland einen zweistelligen Millionenbetrag ausmacht.

*Gabriele Müller ist freie Journalistin in Wuppertal.