Grenzen von Standardsoftware

Standard-SW für Randprobleme

30.05.1997

Der Maßanzug "Individualsoftware" mit den Kostenvorteilen von Standardsoftware wird Wirklichkeit." Vor allem aus dem Lager der Komponenten- und Framework-Anbieter ist dieser Satz immer wieder zu hören - zum Ärger der Standardsoftware-Firmen.

Denn auch SAP & Co nehmen für sich in Anspruch, mit jeder individuellen Problemstellung beim Kunden fertigwerden zu können. Dem Marktführer stehen die Wettbewerber in nichts nach, schon gar nicht "marketingmäßig".

Doch die versprochenen Kostenvorteile blieben die Standardsoftware-Anbieter bisher weitgehend schuldig. Statt dessen erleben die Kunden einen Mangel an Implementierungs-Know-how und nervenaufreibende Releasewechsel mit all ihren Unwägbarkeiten. Kurz: Sie leiden unter Herstellerabhängigkeit.

Würde man den offiziellen Verlautbarungen glauben, müßte dies längst Vergangenheit sein. Zum einen gibt es immer häufiger vorkonfigurierte Pakete zu kaufen, was die Implementierung vereinfacht, zum anderen werden die monolithischen Pakete in kleinere jeweils releasefähige Einheiten zerlegt.

Den Kunden wird glaubhaft gemacht, sie könnten eine optimal auf ihre Bedürfnisse hin ausgerichtete Hardware- und Software-Umgebung von der Stange kaufen. Wer sich auf solch ein Angebot einläßt, sollte vorsichtig sein: Was geschieht, wenn sich Geschäftsabläufe ändern oder wenn Unternehmensteile verkauft werden?

Mittelfristig kommen auch Kleinunternehmen nicht darum herum, sich mit ihrer IT-Infrastruktur zu beschäftigen. Electronic-Commerce und neue Möglichkeiten der Vernetzung mit Hilfe von Intranet-Techniken werden diesen Trend beschleunigen. Dann dürfte Standardsoftware noch immer im Einsatz sein - aber in erster Linie dort, wo die Kerngeschäftsprozesse eines Unternehmens nicht betroffen sind. bi