Business Report

Stagnation im Linux-Softwaremarkt

03.11.2005
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Es lohnt sich, genauer hinzuschauen, wie sich das Linux-Angebot der knapp über 1000 Softwarehersteller verändert hat. Vor einem Jahr meldete Nomina noch zweistellige Zuwachsraten bis weit über 50 Prozent in allen Software-Marktsegmenten. Heute ist nur noch in der Kategorie der branchenübergreifenden Programme ein zweistelliges Wachstum zu erkennen, nämlich ein Plus von 13,3 Prozent auf rund 1200 Anwendungen. Eine bescheidene Zunahme gibt es bei den Systemprogrammen um 19 auf 546 Angebote. Bei den Branchen- und den technischen Programmen stagniert die Entwicklung.

Ein Blick auf die Details offenbart, dass die Zahl der Programme hauptsächlich in speziellen Anwendungsbereichen wächst. Unter den branchenübergreifenden Programmen verzeichnet das Segment Marketing, Vertrieb und Auftragsabwicklung ein Plus von 21,5 Prozent. Das Angebot für Business Intelligence und Planungssysteme hat gar um fast ein Drittel zugenommen. 16,4 Prozent mehr Anwendungen gibt es für ERP- und PPS-Systeme, Zeitwirtschaft, Instandhaltung und Qualitätssicherung. Das Portfolio an Office-Lösungen sowie für Bürokommunikation und Desktop Publishing ist um 18,5 Prozent gewachsen.

Nomina-Chef Bassow: "Ein großes Wachstumspotenzial hat sicher noch der Desktop-Bereich, in dem Linux noch viele Punkte sammeln kann." Alle anderen Teilsegmente unter den Branchenprogrammen zeigen deutliche Anzeichen einer Angebotssättigung. Bei den großen Gewinnern des letzten Jahres, nämlich bei Electronic Commerce sowie Dokumenten-, Knowledge- und Content-Management, tut sich quasi nichts mehr. Haben die Anwender kein Interesse an den Offerten?

Stagnierend oder gar leicht rückläufig ist das Angebot an Programmen für einzelne Branchen. Nur noch für das Segment öffentliche Verwaltung, Verbände und Bildungswesen ist mit 6,7 Prozent ein leichtes Plus zu melden. Das ist ziemlich überraschend, denn vor allem Linux-interessierte Kommunen beklagen immer noch, dass etliche Anwendungen nicht für das quelloffene Betriebssystem verfügbar sind.