Staerker als die 100-Megahertz-Pentium-CPU Power-PC 603e wird Basis der PCs von Apple und Big Blue

24.02.1995

MUENCHEN (CW) - IBM und Motorola haben in der vergangenen Woche die stromsparende Version "603e" des Power-PC-Prozessors vorgestellt. Gegenueber dem Vorgaengerchip 603 bringt das neue Modell etwas mehr Leistung und verbraucht weniger Strom. IBM wird den Chip in der ersten Generation der Power-PC-Rechner verwenden, Apple plant, Notebooks und weitere Desktop-Modelle damit auszustatten.

Die wichtigsten Neuerungen des Power-PC 603e sind die hoehere Taktfrequenz von 100 Megahertz (vorher: 75 Megahertz) und die Verdoppelung des Cache-Volumens auf 32 KB, aufgeteilt in 16 KB Zwischenspeicher fuer Daten und 16 KB fuer Befehle.

Der Stromverbrauch wird bei rund drei Watt liegen, etwas weniger als bei dem 75-Megahertz-Pentium, der heute in High-end-Notebooks eingesetzt wird. In puncto Leistung wird der Power-PC 603e allerdings sogar den 100-Megahertz-Pentium ueberfluegeln: 120 Specint92 und 105 Specfp92 leistet der Chip von IBM und Motorola, waehrend es Intels Spitzenreiter nur auf 100 Specint92 und 80 Specfp92 bringt.

Vor allem die Erweiterung des Cache macht den Chip fuer Apple interessant - nach Meinung von Marktbeobachtern wird damit die Software-Emulation von Intels 486-Prozessor schneller arbeiten als bisher. Der Chip wird zuerst in den "Powerbook-500"- und "Duo"-Notebooks genutzt. Die Power-PC-Notebooks von Apple werden voraussichtlich mit einem 10-Zoll-Farbbildschirm, 8 MB Arbeitsspeicher und einer 270-MB-Festplatte ausgeliefert. Die Rechner mit Aktiv-Matrix-LCD duerften rund 9000 Mark kosten, mit Passiv-Matrix-Monitor wird der Preis wohl bei 7000 Mark liegen. Das Diskettenlaufwerk wird in einem eigenen Gehaeuse sitzen und soll sich zum Beispiel gegen ein CD-ROM-Laufwerk austauschen lassen.

IBMs PCs mit Power-PC-Prozessor 603e haben nach den jetzt vorliegenden Plaenen in der Grundausstattung 16 MB Arbeitsspeicher, eine 340-MB-Festplatte, ein CD-ROM-Laufwerk und eine 16-Bit- Soundkarte eingebaut. Ein Einstiegsgeraet wird zwischen 3500 und 4500 Mark rangieren, schaetzt die CW-Schwesterpublikation "Infoworld" in ihrer juengsten Ausgabe.

Der Termin fuer die Markteinfuehrung ist weiter offen. In Insiderkreisen wird der Juni dieses Jahres hoch gehandelt, weil dann IBM und Microsoft das Betriebssystem OS/2 fuer Power-PCs beziehungsweise Windows NT 3.51 fertigstellen wollen. IBMs OS/2 fuer Power-PCs ist derzeit in der Testphase. Im Januar hatten die ersten 150 Entwickler eine Betaversion erhalten. Ende Maerz soll die zweite Testversion folgen. Erweist sie sich als weitgehend solide, will IBM das Betriebssystem bis Ende Mai fertigstellen.