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Staatsanwalt: Ermittlungen auch gegen Ex-Infineon-Chef Schumacher

24.10.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - In der Infineon-Schmiergeldaffäre wird jetzt auch gegen den früheren Firmenchef Ulrich Schumacher ermittelt. "Wir führen Herrn Schumacher im Zusammenhang mit dem Infineon- Ermittlungsverfahren als Beschuldigten", sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler dem "Focus". Ein Zeuge habe berichtet, Schumacher habe beim Kauf privater Sportwagen Vorteile angenommen. Der Ex-Infineon-Chef wies den Vorwurf im "Focus" zurück: "Ich habe nie nur einen einzigen Cent angenommen." Er arbeite eng mit der Staatsanwaltschaft zusammen.

Der Korruptionsskandal hatte im Juli zum Rücktritt von Infineon-Vorstandsmitglied Andreas von Zitzewitz geführt. Er soll von der Schweizer PR-Firma BF Consulting zwischen 2002 und 2004 für den Abschluss eines Agenturvertrags im Motorsport-Sponsoring 259.000 Euro Schmiergeld erhalten haben. Der frühere Chef der Infineon-Speichersparte, Harald Eggers, soll 50.000 Euro bekommen haben. BF-Consulting-Chef Udo Schneider wurde vor zwei Monaten in der Schweiz festgenommen. Er bestreitet den Vorwurf der Bestechung. Schumacher war bisher nicht ins Blickfeld der Ermittlungen gerückt.

Im von der Schließung bedrohten Infineon-Werk München-Perlach hat unterdess heute Morgen ein unbefristeter Streik begonnen. Mehrere hundert Beschäftigte versammelten sich vor den Werkstoren. Es sei in den frühen Morgenstunden gelungen, drei Busse mit Streikbrechern zu stoppen, sagte Streikführer Michael Leppek von der IG Metall. Die Produktion liege daher lahm. Die IG Metall hatte den Streik unangekündigt um mehrere Stunden vorgezogen, um den Einsatz von Streikbrechern zu verhindern. Bei dem Unternehmen war zunächst noch keine Auskunft zu erhalten.

In einer Urabstimmung hatten sich in der vergangenen Woche fast 93 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Auf diesem Weg soll ein Sozialtarifvertrag mit höheren Abfindungen und einer Beschäftigungsgesellschaft erreicht werden. "Die Kollegen sind sehr, sehr motiviert", sagte Leppek. (dpa/tc)