Ahnenforschung im Internet

Spurensuche online

29.06.2001
MÜNCHEN (CW) - Wer per Internet einen lückenlosen Stammbaum erstellen will, stößt schnell an Grenzen. Finden lässt sich jedoch Interessantes über den eigenen Namen oder ausgewanderte Familienmitglieder.

Über 100 000 Websites beschäftigen sich laut dem amerikanischen Genealogie-Link-Katalog Cindys List mit der Ahnenforschung per Internet. Der Umsatz mit der Vorfahren-Recherche im Netz wird auf 200 Millionen Dollar pro Jahr geschätzt.

Hobbyforschern tut sich im Internet eine wahre Fundgrube an Geschichten aus der Vergangenheit auf. Unter Familienmitgliedern können diese zu Streitereien führen, beispielsweise wenn ein ambitionierter Forscher detailliert die Strafregister der Urahnen oder lange verschwiegene Seitensprünge - samt resultierenden Seitenlinien - online zur Verfügung stellt.

Die "Glatzle-Datei" des Hauptstaatsarchivs Stuttgart hingegen stellt ein engagiertes Projekt zur Auswanderungsdokumentation dar. Der Vater des Ganzen, Hans Glatzle, suchte aus Gefälligkeit für einen Geschäftsfreund in Übersee nach dessen Vorfahren in Württemberg. Die Forschung wurde ihm zur Leidenschaft, so dass binnen 20 Jahren eine Datenbank entstanden ist, die mehr als 50 000 Auswanderernamen mit Hinweisen über Herkunftsort, Zielland, Motive für die Auswanderung, das Emigrationsjahr sowie die Zahl der mitausgewanderten Familienangehörigen enthält. Die Motive damals waren etwa: "Kind 1 (unehelich)" oder "Unwetterschäden im Weinberg und Streit mit Nachbarn".

Suchen lassen sich ausgewanderte Angehörige auch in Passagierlisten von Transatlantikschiffen. Die Datenbanken beinhalten im optimalen Fall die Namen der Passagiere, Alter, Geschlecht, Beruf, Abfahrtshafen, Ankunftsdatum und ihr Ziel in den USA. Mit etwas Glück finden sich bei der weiteren Recherche dann auch Sterbedatum, Ort und Sozialversicherungsnummer. Die meisten Aufzeichnungen hierüber hat die Mormonen-Kirche mit über zwei Milliarden Namen. Vorzüge bietet das Internet ambitionierteren Familienforschern vor allem in drei Punkten: Es hilft bei der Informationsbeschaffung, ermöglicht Kontakte zu Forschern weltweit und erlaubt die Veröffentlichung eigener Ergebnisse.

Viele Recherchedienste im Web sind gratis. Wer dagegen ernsthaft nach seinen Wurzeln sucht, muss meist für die Dienste bezahlen. Und vor allem viel Zeit aufbringen - ein lückenloser Stammbaum lässt sich nicht ausschließlich per Internet erstellen. Es sind Vorabinformationen nötig, und Gänge zu Standesämtern sowie Kirchenbuchämtern bleiben dem Spurensucher auch nicht erspart.

Zudem offerieren einige Datenbankbetreiber aus Sicherheitsgründen nur Informationen darüber, wer Daten zu welchen Familiennamen für bestimmte Orte in bestimmten Zeiträumen gesammelt hat. Die Informationen selbst sind nicht öffentlich verfügbar. Der Austausch mit anderen interessierten Forschern findet dann auf persönlicher Ebene statt. Vereinsdatenbanken stehen der Allgemeinheit ebenfalls nur eingeschränkt zur Verfügung. Nur Vereinsmitglieder haben Zugriff.

Per Genealogiesoftware lassen sich die gefundenen Daten und Geschichten erfassen und ein grafischer Stammbaum erstellen. Familienchroniken können auch mit Bildern und Darstellungen geschichtlicher Ereignissen ausgeschmückt werden. Die Programme sind in verschiedenen Varianten erhältlich. Einige davon gibt es auch als Shareware.

Linkswww.auswanderer.ladbw.de

www.familiytreedna.com

http://www.Cyndislist.com/ships.htm

Abb: Von Karl I zu Sisi

Auszug aus dem Stammbaum der Wittelsbacher. Quelle: CW