SPOTLIGHTS

08.10.1993

Der allerorten laestige Anwendungsstau ist offensichtlich einzig und allein auf die Unfaehigkeit der Anwender zurueckzufuehren. Diesen Schluss koennte man aus den Ansichten von Ian Palmer, European Chairman und CEO des Entwicklungsspezialisten James Martin, ziehen. "Ich sehe nicht ein, warum ein Projekt laenger als sechs Monate dauern soll", meint Palmer, die Anwender braeuchten doch nur die richtigen Methoden und Werkzeuge verwenden.

Mathematik scheint keineswegs so universell zu sein, wie allgemein angenommen wird. Unterschiede zwischen englischen und deutschen Rechenverfahren zeigten sich zum Beispiel bei Mathcad-Software von Mathsoft, Edinburgh. Dem Programm fehlt eine Funktion fuer den hierzulande extensiv genutzten Dreisatz, weil die Schotten diese Operation nach eigenen Angaben nicht kennen.

Eine Abwertung erfaehrt derzeit der Begriff der Offenheit. Unter dem Einfluss des Erfolgs der proprietaeren Microsoft-Methoden liess sich sogar der bisherige Open-Systems-Guru und Ixos- Geschaeftsfuehrer Hans Strack-Zimmermann auf der Wiesbadener GUUG- Veranstaltung zu der Bemerkung hinreissen, dass es nicht darauf ankomme, ob Standards durch einen offenen Prozess, sondern nur darauf, dass sie enstuenden.

Finanzieller Erfolg zeigt Wirkung. Nun hat Microsoft sogar von der German Unix User Group (GUUG) die hoeheren Open-Systems-Weihen erhalten. In der offiziellen Pressemitteilung zum Abschluss ihrer Jahresversammlung freuen sich die Veranstalter, dass sich der Software-Branchenprimus mit seinem neuen Betriebssystem "Windows NT in die Phalanx der offenen Systeme eingereiht" habe. Richtig ist zumindest, dass Microsoft einen grossen Stand auf der GUUG- Veranstaltung hatte.