Spotlight

19.11.1993

Ein Gespenst geht um, denn "der Geist von AD/Cycle lebt". Zu diesem Schluss kam zumindest die Vereinigung der IBM-Grossanwender Guide auf ihrer Jahrestagung in Berlin. Auch wenn die IBM selbst nicht mehr viel von ihrem einst vielgepriesenen Anwendungsentwicklungs-Konzept wissen will, die Kunden bleiben ihm treu. Viele Anwender, so Guide, wollen den einmal eingeschlagenen Weg nicht verlassen.

Mit DV-Logik der besonderen Art verblueffte Bernd Machost von der Thyssen Stahl AG seine Zuhoerer anlaesslich eines Vortrags zur Gruendung des "Triton"-Anwendervereins: "Wer sich fuer Standardsoftware entscheidet, benoetigt kein Soll-Konzept mehr. Die Standardsoftware i s t das Soll-Konzept." Ein Soll-Konzept waere nach Ansicht des Anwenders nur noch interessant, um eine Checkliste zur Bewertung von Standardprodukten zu haben. Auch zur SAP-Software R/3 hatte der Thyssen-Mitarbeiter eine Meinung: "R/3 ist sehr gross, sehr maechtig. Vieles braucht man nicht. Man streicht es weg und nennt das dann ´Customizing.´ "

Fuer Klaus-Mueller Schiedmayer, Direktor der IBM Deutschland Systeme und Netze GmbH, kennt Outsourcing keine Grenzen. Unternehmen koennen seiner Ansicht nach "alles outsourcen, was andere besser koennen." Das reiche bis hin zu Produktion, Marketing und Vertrieb - entscheidend sei nur, dass das Kernunternehmen "seine Identitaet nicht verliere". Insider beobachten nach diesem Vortrag gespannt, was von der IBM uebrig bleiben wird.

"Client - PS/2-Geraet, das im Netz eingebunden ist... Server - Hochleistungsfaehiges IBM PS/2-System zur Netzwerksteuerung..." Diese IBM-freundliche Definition stammt aus dem Glossar von "Fiducia Aktuell", der Hauszeitschrift der Berliner Fiducia Geno- Datenservice GmbH. Die Magazinredakteure hatten schlicht darauf verzichtet, die Fachbegriffe eines Artikels ueber ein PS/2-LAN durch eine allgemeingueltige Definition zu erklaeren.

Die Datenverarbeitung gilt als Jobkiller. Diesen ueblen Ruf bestaetigte Guptas Europachef Helmut Wilke anlaesslich einer Kooperation mit Lotus. Die um die Notes-Groupware erweiterten Gupta-Tools koennten hervorragend Informationsaufgaben uebernehmen, die bisher das mittlere Management innegehabt habe. "Man kann die freigesetzten Mitarbeiter dann woanders einsetzen", versuchte kurz darauf Michael Schiffers, Brand Manager Communications von Lotus Deutschland, diese Aussage zu entschaerfen.