SPOTLIGHT

24.09.1993

Von den Mineraloelkonzernen hat die Microsoft Corp. offensichtlich ein neues Marketing-Konzept uebernommen: So soll es demnaechst bundesweit Software von der Zapfsaeule geben. Ein Automat des Stuttgarter Unternehmens Softmate soll den Computerkraftstoff spenden. Die rund 100 Softwaretankstellen stellen etwa 700 Anwendungsprogramme fuer DOS und Windows bereit, die der Kunde selbst auswaehlen und kopieren kann. Bei den Programmen handelt es sich umGratis-Vollprodukte,Share-ware und Demo-Pakete der Gates- Company. Der Preis liegt bei maximal 20 Mark pro Diskette. Na denn: Gute Fahrt!

"Nun hat Unix sein Enten-Status erreicht", konstatiert Bill Johnson, Vice President des Netzspezialisten Banyan Systems Inc. anlaesslich der GUUG. Mit dieser raetselhaften Bemerkung bezog sich Johnson auf eine Anekdote, die ueber George Bush erzaehlt wird. Frei wiedergegeben habe der ehemalige Praesident der USA ausgefuehrt: "Es sieht aus wie eine Ente, es hat Federn wie eine Ente, es schnattert wie eine Ente - nennen wir es Ente." Der Banyan-Vize erlaeutert: Unix habe sich nun derart etabliert, dass es sich anschicke, nicht nur die Hosttechnologie zu ersetzen, sondern das Betriebssystem fuer die neuen Mainframes zu werden.

"Wer hat Angst vor dem Microsoft-Wolf", brachte Hans Strack- Zimmermann, Ixos-Geschaeftsfuehrer und stellvertretender Vorsitzender der German Unix User Group (GUUG) eine der Hauptdiskussionen auf der diesjaehrigen Veranstaltung der Unix- Vereinigung in Wiesbaden auf den Punkt. "Ich nicht", lieferte er auch gleich die Antwort, schliesslich sei Microsoft nur ein Anbieter unter vielen. Strack-Zimmermann hat leicht reden. Anders als einige Unix-Mitbewerber hat er sein Unternehmen rechtzeitig auf Microsoft-Kurs gebracht.

Microsoft begegnet Befuerchtungen, wonach es sich bei Windows-NT um ein Interims-Betriebssystem handle, das den Markt besetzen soll, bis das eigentlich strategische Cairo-Produkt fertig ist. Wie der auf Microsoft spezialisierte bri- tische Informationsdienst "ClienNT Server News" erfahren hat, wird Cairo unter der Bezeichnung Windows NT vermarktet werden.

Wabi, die Sun-Alternative zu Microsofts Windows-Umgebung, steht kurz vor der Fertigstellung. Die Auslieferung an Kunden soll noch in diesem Jahr erfolgen. Nach Informationen des britischen Branchendienstes "Unigram X" laesst allerdings die Leistung des Produkts zumindest beim Einsatz auf 370-Rechnern zu wuenschen uebrig.