Dommermuth blitzt ab

Spoerr gewinnt die nächste Schlacht um Freenet

11.08.2008

Die langfristige Entscheidung über den Verbleib Spoerrs fällt einer, der am Freitag gar nicht auftritt: Der Investor Permira - der durch den Verkauf von Debitel nun 25 Prozent an Freenet hält. Dem Vernehmen nach stößt Spoerrs Vorgehen auch bei Permira auf Kopfschütteln - zumal keine Ergebnisverbesserung in Sicht ist. Bauen konnte Spoerr auch auf den Pensionsfonds Hermes, der künftig einen Vertreter in den Aufsichtsrat entsendet.

Die Aktionäre im Congress Centrum Hamburg sind sauer - viele stehen aber trotz allem hinter Spoerr. Einen solch "grotesken Versuch der Aktionärsverdummung" habe er in 30 Jahren auf Hauptversammlungen noch nicht gesehen, sagt ein Aktionär. Statt ein attraktives Übernahmeangebot zu machen, wollten United Internet und Drillisch die freien Aktionäre für ihre Abwahlpläne gewinnen und so versuchen, "ohne einen Cent zu zahlen" Freenet einfach zu übernehmen.

Der Freenet-Aufsichtsratsvorsitzende und frühere RTL-Manager Helmut Thoma macht klar, dass der Aufsichtsrat "keine wie auch immer geartete Grundlage" für eine Abwahl sehe. Hermes-Vertreter Stephan Howaldt fordert, sich wieder mehr ums Tagesgeschäft zu kümmern. Robert Weber, Anwalt der Drillisch AG, hingegen geht scharf mit dem Vorstand ins Gericht: Ein strategisches Konzept fehle und die Aktie habe 55 Prozent an Wert binnen eines Jahres verloren.

Angesichts der scharfen Wortgefechte und vieler unzufriedener Aktionäre stellt sich die Frage, wie lange sich Spitzenverdiener Spoerr an der Spitze des 1999 gegründeten Unternehmens aus Büdelsdorf halten kann. Das Ergebnis schrumpft seit Quartalen; ein Umsatzplus hält Spoerr erst in ein bis zwei Jahren für möglich. So sorgt seine Aussage, die Geschichte des Unternehmens sei "geprägt von kontinuierlicher Dynamik" bei so manchem für Kopfschütteln.