Sperry Univac prognostiziert das Ende des ProgrammierensTrends, die den Job gefährden ?

11.07.1975

ROM - Wer fälschlich totgesagt wird, lebt nach altem Volksglauben besonders lange. Trifft das zu, dann wäre der Programmierer ein ausgesprochener Zukunftsberuf.

In die Reihe der vielen Totsager reihte sich auch Sperry Univac ein. Manfred Grüneberg, Abteilungsdirektor Systemausbildung, hielt vor Fachjournalisten in Rom ein bemerkenswertes Referat.

"Computerlandschaft im Umbruch" lautete der Vortragstitel. Der Untertitel "Benutzernahe Datenverarbeitung im Vormarsch" ließ den Trend bereits erkennen. Dabei läßt der Ist-Zustand für Programmierer sich durchaus hören: allein in den USA fehlen derzeit etwa 100 000. Allerdings: gemeint sind Könner mit zehn und längerjähriger Erfahrung. Ein Programm, errechnet der Präsident der "American Federation of Information Processing Societies" George Glaser, kostet heute noch rund zehn Dollar pro Zeile, ein typisches kleines Programm kommt so auf runde 25 000 Mark.

"Prohibitiver zusätzlicher Verständigungsprozeß"

Das trägt nach Grüneberg den Anfang vom Ende des Berufsstandes schon in sich. Der Anwender wird ständig kostenkritischer. Überdies ist er es leid; vom Hersteller ein Werkzeug zur Arbeitserleichterung verkauft zu bekommen, das ewig nur über einen Mittelsmann genutzt werden kann - dessen Qualifikationen häufig zu wünschen übrig lassen.

Grüneberg interpretiert die Anwenderwünsche so: "Ideal wäre es, wenn der Benutzer selbst die Aufgaben, die er hat, dem Rechner eingeben könnte, ohne daß ein Computerspezialist oder Programmierer dazwischengeschaltet werden muß." Denn dadurch hat sich "ein in manchen Fällen prohibitiver zusätzlicher Verständigungsprozeß" ergeben. Höhere Programmiersprachen wie Cobol oder PL/1 haben ebensowenig wie Report-Generatoren den Programmierer überflüssig gemacht, vielmehr erst die Basis für das kommende "Programmierer-Proletariat" geschaffen. Report-Generatoren hält Grüneberg für viel zu umständlich.

Datenzugriff ohne Vorschaltungen

Sein Wunschkatalog für "benutzernahe Datenverarbeitung":

- Keine Zwischenschaltung von Programmierern

- Direkte Kommunikation mit dem Rechner ohne umständliche Vorbereitungsarbeiten wie Lochen, Prüfen, Kompilieren usw.

- Direkter Zugriff auf alle benötigten Daten ohne komplizierte Vorschaltprogramme zum Selektieren, Sortieren und Zuordnen der zusammengehörigen Daten.

- Benutzereigene Dateiverwaltung ohne Spezialkenntnisse des Betriebssystems und der Datenmanagementprogramme.

Univac-Manager Grüneberg sieht den Sollzustand so: "Der Benutzer von morgen wird mit dem Rechner verkehren, ohne zu wissen, daß es ein Rechner ist."