Verluste mit Hardware, aber Gewinne bei Software und Services

Spekulationen über IBMs zukünftiges PC-Geschäft

16.04.1999
MÜNCHEN (CW) - Etwas relativiert hat jetzt IBM-Chef Louis Gerstner seine Aussage vom Februar des Jahres, wonach das Ende der PC-Ära angebrochen sei.

Trotz Verlusten im PC-Geschäft von rund einer Milliarde Dollar im vergangenen Jahr versicherte der oberste IBM-Manager nun in einem Schreiben an die Investoren, daß der PC nicht sterben werde. Dennoch bleibt Gerstner dabei, daß der PC als hauptsächliche Entwicklungsplattform und als Kriterium für Kaufentscheidungen ausgedient habe. Die PC-Welt werde sich langsam zugunsten von Internet-fähigen Geräten wandeln.

Analysten werten die Aussage als Warnung an reine PC-Hersteller, die in ihrem Produktportfolio keine Mainframes oder eine starke Server-Serie führten, mit denen noch gesunde Margen zu erzielen seien. Die Prognosen der IDC scheinen das zu bestätigen: Zwar sollen in den USA in diesem Jahr um 16 Prozent mehr PCs ausgeliefert werden als 1998 - allerdings bei gleichbleibendem Umsatz.

Fraglich bleibt aber, wann die Internet-fähigen "Appliances" anfangen, den PC zu verdrängen. Die Netzcomputer konnten sich auf breiter Basis in den vergangenen zwei Jahren nicht durchsetzen. Amerikanische Finanz- und Industrieexperten sind der Meinung, daß es insbesondere für Unternehmen viel zu früh sei, um PC-Alternativen auszuprobieren. Deshalb sei es eher wahrscheinlich, daß IBM zukünftig stärker auf die Auslagerung der Fertigung setze - schon jetzt produziert Acer für Big Blue -, als die PC-Abteilung einzustampfen. Trotz des verlustreichen Desktop-Geschäfts werde sich IBM nicht vom PC verabschieden, denn mit Services, Software und Servern lassen sich noch Gewinne erzielen.