Kostenträchtige Storage-Landschaften

Speicher-Virtualisierung zu komplex

02.09.2009
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.

Aber anders als bei der Server-Virtualisierung verhalten sich die Unternehmen zurückhaltender, wenn es um Virtualisierung ihrer Desktop- und Storage-Landschaften geht. Denn während sich die Investition in eine virtualisierte Server-Architektur oft schon nach ein bis zwei Jahren amortisiert, sieht die Rechnung bei Client-Projekten anders aus. Eine Kostenersparnis wird dabei nicht kurzfristig durch weniger und besser ausgelastete Hardware erzielt, sondern durch vereinfachte Administration, Software-Verteilung, Patch-Management und Remote-Wartung. Virtualisierungs-Projekte im Desktop-Infrastruktur Bereich sind deshalb in Zeiten knapper Kassen erheblich seltener anzutreffen als im Server-Bereich. Dennoch verheißt die Gartner-Studie auch hier einen deutlichen Schub. Zwar macht die Server-Software mit einer Steigerungsrate von 54,3 Prozent auf 244,8 Millionen Euro den weitaus größten Teil des Markts für Virtualisierungs-Software aus. Die größte Wachstumsrate aber verzeichnet das Marktsegment Hosted Virtual Desktops (HVD): Von zwölf Millionen Euro im Jahr 2008 soll sich der Umsatz mit HVD-Software in diesem Jahr auf 56,2 Millionen mehr als vervierfachen.

Speicher-Virtualisierung hinkt dem Server-Markt hinterher

Auch die Speicher-Virtualisierung hinkt dem Server-Markt noch hinterher. Die Gründe dafür sind vielfältig. Während der Einstieg in die Server-Virtualisierung sich relativ einfach mit der schrittweisen Migration einzelner Systeme bewerkstelligen lässt - oft angefangen mit Entwicklungs- und Test-Umgebungen -, entfaltet die Virtualisierung der Storage-Landschaft erst dann ihren vollen Effekt, wenn sie systemübergreifend die ganze oder zumindest große Teile der IT-Infrastruktur einbezieht. Die komplexe Technologie und die üblicherweise heterogenen Speicherlandschaften mit Geräten unterschiedlicher Hersteller machen entsprechende Storage-Projekte langwierig und unübersichtlich.

Laut einer Umfrage unter 268 IT-Entscheidern auf der diesjährigen VMworld in Cannes stehen bei der Implementierung einer virtualisierten Storage-Umgebung für 24,8 Prozent der Befragten Kostensenkungen im Vordergrund, für 20,3 Prozent war ein flexibles Management die wichtigste Motivationen. Dabei sollten die virtualisierten Storage-Umgebungen unterschiedlichste Ansprüche erfüllen: 21,9 Prozent erwarteten eine verbesserte Verfügbarkeit und Performance, für 18,8 Prozent stand Desaster-Recovery im Vordergrund, 17,7 Prozent rechneten mit größerer Speicher-Effizienz.

Ein Drittel der auf der VMWorld in Cannes Befragten IT-Entscheider denken bei Virtualisierung an Server-Virtualisierung und ein Viertel an Storage-Effizienz. Zehn Prozent verbinden mit Virtualisierung die Themen Datenschutz und Business Contiunity.
Ein Drittel der auf der VMWorld in Cannes Befragten IT-Entscheider denken bei Virtualisierung an Server-Virtualisierung und ein Viertel an Storage-Effizienz. Zehn Prozent verbinden mit Virtualisierung die Themen Datenschutz und Business Contiunity.
Foto: NetApp

Dabei sind die Themen Kostensenkung und flexibles Management eng verbunden: Zwar können Anwender in der Regel mit einer deutlich verbesserten Auslastung virtualisierter Systeme rechnen, allerdings nimmt gleichzeitig die Komplexität der Storage-Landschaft zu. Um aber das erwartete Einsparpotenzial tatsächlich auszuschöpfen, bedarf es eines umfassenden Verständnisses - und entsprechend ausgebildeten Personals. An beiden scheint es in vielen Unternehmen noch zu fehlen: Nach einer Studie von Techconsult aus dem letzten Jahr verfügte nur jeder zehnte Betrieb über virtualisierte Speicherumgebungen, weitere zehn Prozent planten deren zukünftigen Einsatz.