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Spediteure rechnen mit weiteren Verzögerungen bei der Maut

16.08.2004

Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) erwartet ein neues Desaster bei der ohnehin bereits verzögerten Einführung der LKW-Maut. Der geplante Start zum Jahresbeginn 2005 sei nicht zu schaffen, sagte Karlheinz Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, am Samstag der "Bild"-Zeitung. Grund seien Lieferverzögerungen mit den "On Board Units" (OBUs) seitens des Herstellerkonsortiums Toll Collect.

So seien bislang erst 20.000 LKW mit den elektronischen Erfassungsgeräten ausgestattet, bis Jahresende müssen jedoch 500.000 Geräte eingebaut sein (Computerwoche.de berichtete). Neu ist die Information Schmidts, dass die OBUs nur mit einem zusätzlichen Impulsgeber funktionieren, der zurzeit gar nicht lieferbar sei.

Den Befürchtungen hat Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke widersprochen. "Wir haben das klare Ziel, das System bis zum 1. Januar 2005 zum Laufen zu bringen. Und es gibt derzeit keine Indikation, dass wir das nicht schaffen", wird der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom von der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" zitiert. Auch Toll Collect selbst weist Lieferschwierigkeiten zurück. In den Werkstätten lägen derzeit 100.000 OBUs fertig formatiert zum Einbau bereit. Impulsverteiler seien ebenfalls genug vorrätig, so ein Sprecher des Konsortiums. Die Geräte seien keine Bestandteile der OBUs. Sie gehörten vielmehr zum Bereich der Fahrzeugtechnik.

"Keine Signale" für Verzögerungen sieht auch Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe. Er warf den Spediteuren in einem Gespräch mit der "Welt am Sonntag" eine zu zögerliche Vorbereitung auf den Maut-Start vor und appellierte, die Sommerzeit für den Einbau der Geräte zu nutzen. "Meine Sorge ist, dass alle Unternehmen auf die Weihnachtsferien warten und dann zeitgleich in die Werkstätten drängen", so der Minister.

Die Vorwürfe will der BGL nicht auf sich sitzen lassen. Tatsache sei, dass Toll Collect selbst am 6. Juli. 2004 vor einer Verzögerung der Auslieferung von OBUs gewarnt habe. Der Grund dafür liege in einem "Querchecken" der OBU-Nutzerdaten. Daher müssten auch bereits zwischen Werkstatt und Transportunternehmen vereinbarte Einbautermine abgesagt werden, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes. Die Behauptung Toll Collects, das Transportgewerbe baue nur schleppend ein, wertet der BGL als "dubios".

Die Maut für schwere LKW sollte ursprünglich ab Ende August 2003 erhoben werden. Wegen technischer Mängel wurde der Starttermin mehrfach auf nun Anfang 2005 verschoben. Der Bund will von Toll Collect Schadenersatz in Milliardenhöhe fordern. Mit der Maut will der Bund jährlich gut zwei Milliarden Euro einnehmen. Das Konsortium soll davon rund 600 Millionen Euro im Jahr erhalten. (lex)