SAP-Entwicklerkonferenz Teched 2003 in Basel

Sparen Kunden mit Netweaver?

10.10.2003
BASEL (fn) - Hatte SAP bisher vor allem die Funktionen von Netweaver in den Vordergrund gerückt, betonten Manager auf der europäischen Entwicklerkonferenz "Teched" in Basel mögliche Einsparungen.

"Anwender können mit der Infrastrukturplattform Netweaver zehn bis 15 Prozent ihrer Integrationskosten einsparen", behauptete Vorstandssprecher Henning Kagermann. Viele Firmen hätten sich eigene Schnittstellen gebaut, die jedoch hohe Kosten verursachten. Er bezog seinen Vergleich auf die Integrationslösung "Exchange Infrastructure" (XI), die Teil von Netweaver ist. Insgesamt würden bereits etwa 1000 Kunden weltweit diese Lösung dazu verwenden, Nicht-SAP-Systeme anzubinden.

Hatte SAP bisher nur die technischen Vorzüge seines Netweaver-Konzepts herausgestellt, bemüht sich der Konzern nun, die Plattform als Kostenbremser anzupreisen. Selbst Web-Services-Prediger Shai Agassi, Mitglied des erweiterten SAP-Vorstands, betonte in seiner Keynote die möglichen Einsparpotenziale. "Jeder Integrationspunkt zwischen zwei Anwendungen kostet die Firmen durchschnittlich 100000 Dollar, und viele von ihnen betreiben bis zu 1000 Applikationen", so Agassi. Mit Netweaver würden sich diese Kosten reduzieren. Was der Manager verschweigt: Auch der Netweaver-Einsatz kostet Geld, vor allem, wenn nicht nur SAP-Anwendungen miteinander verknüpft werden, da Unternehmen entsprechende Adapter für Fremdsysteme erwerben müssen. Hatte Agassi bisher die Einführung von Netweaver als leichtes Unterfangen dargestellt, gab er in Basel in ungewöhnlicher Manier zu, Firmen benötigten bis zu vier Jahre, um die SAP-Plattform komplett in ihre IT-Umgebungen einzubinden.

Bislang hat SAP nur einzelne Komponenten der Netweaver-Plattform auf den Markt gebracht. Zudem sind die Release-Zyklen der einzelnen Elemente noch nicht aufeinander abgestimmt. Eine komplette Lösung mit einheitlichen Release-Ständen soll im nächsten Jahr zur Verfügung stehen. Zu Netweaver gehören neben XI unter anderem der "Web Application Server", Business-Intelligence-Technik und Portalsoftware. Mit "Master Data Management" hat SAP nun eine weitere Komponente auf den Markt gebracht (siehe Seite 22).

Mit der Netweaver-Software allein ist laut Kagermann das Sparpotenzial noch nicht ausgereizt. Um weitere 20 Prozent könnten Firmen ihre IT-Ausgaben drücken, wenn sie Grid- oder Blade-Technik einsetzen würden. Ende nächsten Jahres sollen alle SAP-Produkte auf Basis von Grid-Architekturen zur Verfügung stehen.

Mit geringeren Lizenzkosten können Anwender allerdings nicht rechnen: Kagermann erteilte Preisnachlässen eine deutliche Absage. Der Firmenlenker beklagte den hohen Preisdruck in der Branche, der vor allem von Oracle forciert werde. Die Preispolitik sei bisweilen "verwirrend" oder gar "verzweifelt". Insgesamt seien 40 Prozent der Aufträge, die SAP nicht bekomme, auf Oracles Discount-Politik zurückzuführen. Kagermann betonte allerdings, dass seinem Unternehmen derzeit nicht mehr Aufträge entgingen als in der Vergangenheit auch. Im Gegenteil: Es gebe eine Reihe von Anwendern, die von Oracles Versuch, Peoplesoft im Rahmen einer feindlichen Übernahme zu schlucken, verunsichert seien und sich deshalb bei SAP einfänden.

Zudem gab Kagermann bekannt, SAP werde in den nächsten drei bis fünf Jahren zwischen zwölf und 13 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung investieren. Der Anteil im Jahr 2003 liegt bei etwa 14 Prozent.