Kurzfristige Einschnitte statt nachhaltiger Strategien

Sparen am falschen Fleck

03.05.2002
MÜNCHEN (CW) - Derzeit schwingen Finanzvorstände die Peitsche, innovative (IT-)Projekte werden daher meist verschoben oder ganz gestrichen. Laut einer Studie von Pricewaterhouse-Coopers verhindern diese kurzfristig angelegten Kostensenkungen ein nachhaltiges Wachstum der Unternehmen.

In der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage dienen Maßnahmen zur Kostensenkung selten dem nachhaltigen Wachstum der Unternehmen. Sie sind vielmehr ein Mittel, um Analysten und Aktionäre kurzfristig zu beindrucken. Das Fehlen langfristiger Einsparungsstrategien führt jedoch dazu, dass sich ein großer Teil der reduzierten Kosten in der Regel nach zwei bis drei Jahren wieder aufbaut. Zu diesen Schlüssen gelangt eine aktuelle Studie von Pricewaterhouse-Coopers (PwC). Das Beratungsunternehmen hat hierfür knapp 600 Finanzvorstände und Führungskräfte aus Unternehmen aller Branchen befragt, darunter 50 deutsche Manager.

Auffallend war vor allem die hohe Diskrepanz zwischen theoretischen Einsichten und praktischen Maßnahmen: 88 Prozent aller Befragten und 82 Prozent der deutschen Studienteilnehmer gaben an, Unternehmen sollten auch in wirtschaftlich schwächeren Phasen langfristig in die Steigerung des Firmenwerts investieren. Dennoch haben zwei Drittel der Firmen bereits Ausgaben für Forschung und Entwicklung zurückgestellt oder ganz gestrichen.

Dieses Verhalten schlägt sich ebenso im IT-Bereich nieder. Nur 64 Prozent der Befragten wollten stärker als bisher in die IT-unterstützte Verbesserung von Geschäftsprozessen investieren. 30 Prozent wollen dagegen ihre IT-Ausgaben verringern. Noch deutlicher fällt das Ergebnis für den Bereich E-Business aus. Hier gaben 38 Prozent an, ihr Engagement zu verstärken, während 34 Prozent die Budgets kürzen. Dass in vielen Unternehmen entsprechende Projekte nur zögerlich angegangen werden, liegt aber auch an einer weitverbreiteten E-Business-Müdigkeit: 53 Prozent der CFOs halten die Einführung von Internet-Technologien für trendbedingt. Sie seien nicht geeignet, für ein nachhaltiges Wachstum zu sorgen.

Eine Ausnahmestellung nimmt bei den Finanzvorständen offensichtlich das E-Procurement ein: Die Hälfte der Befragten ist davon überzeugt, dass spätestens in zwei bis drei Jahren alle Unternehmen eine entsprechende Strategie haben müssen. 70 Prozent waren der Meinung, die Effizienz der Beschaffung sei der entscheidende Schlüssel für jede Strategie zur Kostensenkung und eine notwendige Vorbereitung auf den kommenden Aufschwung. Deutschland nimmt der Studie zufolge hier eine Vorreiterrolle ein. Während im internationalen Durchschnitt weniger als die Hälfte der untersuchten Unternehmen ein E-Procurement-System im Einsatz hat, beläuft sich hierzulande die Quote bereits auf 61 Prozent. (rg)

Abb: IT-Investitionen

Laut PwC wollen 64 Prozent der CFOs verstärkt in IT investieren. Quelle: PwC