RoboCup im Visier

Spanier klonen Cyber-Fußballer

23.02.2009
Von pte pte
Forscher an der Carlos III Universität in Madrid haben gezeigt, wie beim Computer-Fußball mit dem Simulator "SoccerServer" menschliche Spieler zum Vorbild für robotische Klone werden.

"Der Mensch spielt dabei Robo-Fußball wie ein Videospiel. Das System beobachtet die Reize, die vom Bildschirm auf die Person eingehen und die Aktionen, die er oder sie auf dem Keyboard setzt, um zu schießen oder zu passen", beschreibt der Computerwissenschaftler Ricardo Aler gegenüber der Wissenschaftsplattform "Plataforma SINC". Durch die Beobachtungen entstehen virtuelle Klone, die das Verhalten menschlicher Spieler imitieren. Langfristig sollen sie auch die simulierten Spielfelder des RoboCup erobern.

Normalerweise werden die Software-Agenten fürs Robo-Fußballspiel von Hand programmiert, so Aler und Kollegen im Fachjournal "Expert Systems with Applications". In einigen Fällen käme zum vorprogrammierten Agenten zumindest ein gewisses Maß an Maschinenlernen als Reaktion auf den Gegner hinzu. Die Spanier setzen nun darauf, menschliche Spieler verstärkt zu interaktiven Trainern für Software-Agenten zu machen. "Unsere Veröffentlichung befasst sich zunächst mit einfachen Aktionen wie 'den Ball treten' oder 'nach Links drehen'", meint Aler gegenüber pressetext. Auch hat man das Konzept bisher nur an einem Stürmer demonstriert. "Wir arbeiten jetzt daran, auch höhere taktische Aktionen wie 'den Gegner ausdribbeln' oder 'zum geeignetsten Mitspieler passen' zu modellieren", sagt Aler. Bis auf diese Art eine komplette virtuelle Elf entstehen könne, sei aber noch viel Arbeit erforderlich.

Bei der diesjährigen Robo-Fußball-WM in Graz werden die Spanier zwar nicht antreten, doch langfristig wollen sie mit ihren Klon-Agenten in der RoboCup Simulation League 2D antreten. Dabei wird ihr Ansatz, die simulierten Spieler direkt mittels menschlicher Spieler zu trainieren, ungewöhnlich sein. "Lernen an sich ist im RoboCup aber nicht mehr ganz neu", betont Gerald Steinbauer, Informatiker an der TU Graz und RoboCup-Koordinator für Österreich im Gespräch mit pressetext. Er verweist insbesondere auf die Erfolge der Neuroinformatikgruppe der Universität Osnabrück, die große Erfolge mithilfe des sogenannten "Reinforcement Learnings" verbuchen konnte. Dabei lernen Roboter aufgrund ihrer Spielerfahrungen zu beurteilen, welche ihrer möglichen Strategien am vielversprechendsten sind.

"Die Osnabrücker waren über Jahre dominant in der Simulation League und haben das auch teilweise auf reale Roboter übertragen", so Steinbauer. Dabei sei das Umsetzen von Lernmethoden bei physischen Robotern deutlich schwieriger als in Simulationsumgebungen, in denen nicht auf Hardware Rücksicht genommen werden muss. "Egal wie man daran herangeht, Lernen ist aber immer ein guter Ansatz", betont der Informatiker abschließend. (pte)