Kolumne

Spätes SoftwareglückKolumne

22.11.2007

Die Gartner-Analysten sagen sinkende Softwarepreise voraus. Zwar werden sich diese Marktverhältnisse den Auguren zufolge erst im Jahr 2011 einstellen (siehe Seite 10), aber für viele kostengeplagte CIOs ist das auf jeden Fall eine gute Nachricht. Allerdings sind die Prognosen noch zu unkonkret und hängen von zu vielen Variablen ab, als dass sie sich im mittelfristigen Planungshorizont berücksichtigen lassen würden.

Für kommende Preissenkungen sprechen laut Gartner vor allem drei Argumente: das Aufkommen von Software as a Service (SaaS), die größere Macht der IT-Dienstleister und die rasante Entwicklung in Schwellenländern wie Indien und China.

Letzteres ist unumstritten. Indien ist schon heute ein Software-Powerhouse, China hat gute Möglichkeiten, sich dazu zu entwickeln. Wenn die SAPs und Microsofts dieser Welt dort mitspielen wollen, müssen sie ihr Preisniveau auf das der lokalen Konkurrenz absenken. Das wiederum wirkt sich kurzfristig auf die Margen der Anbieter aus und mittelfristig auf die Preise in Europa und USA.

Noch nicht ausgemacht ist allerdings, dass SaaS wirklich zu niedrigeren Softwarepreisen für den Anwender führt. Als Argument für sinkende Preise führt Gartner die geringere Abhängigkeit der Anwender an und die auch dank SOA leichtere Kombinierbarkeit verschiedener Softwareprodukte. Doch je nach Ausgestaltung führt SaaS zu einer größeren Abhängigkeit. Schließlich bezieht der Kunde nicht nur seine Applikation vom Anbieter, sondern vertraut ihm auch die damit verarbeiteten Daten an. Wer da nicht hundertprozentig aufpasst, kann noch schwerer wechseln als heute schon den Anbieter von Standardsoftware. Doch die Preise sinken nur, wenn sich die Abhängigkeit verringert.

Auch die größere Macht der Outsourcing- und BPO-Anbieter muss Software nicht unbedingt billiger machen. Sicher haben die Gartner-Berater Recht, wenn sie argumentieren, dass diese Dienstleister auf Dauer nicht mehr bereit sein werden, die hohen Margen der Softwareanbieter zu bezahlen. Sie brauchen niedrigere Softwaregebühren, um ihre eigenen Renditeziele zu erreichen. Je stärker sich also der Trend zu Business Process Outsourcing durchsetzt, desto konsequenter werden die entsprechenden Dienstleister Software als einen Baustein ihres Service dem Kunden anbieten. Ob sie dabei die niedrigeren Preise an ihre Kunden weitergeben, hängt sehr davon ab, wie sich die Konkurrenz im Dienstleistungsmarkt entwickelt und wie stark der Kunde auf seinen BPO-Anbieter angewiesen ist.

Die Chancen auf sinkende Softwarepreise stehen insgesamt sicher nicht schlecht vor allem der Druck aus Indien und China wird einiges bewirken , aber es ist bei weitem noch zu früh, um darauf zu wetten.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Softwarepreise? Sinken Sie tatsächlich, wie Gartner behauptet? Verhalten sich die Softwareanbieter in den Verhandlungen schon heute anders? Diskutieren Sie mit unter: http://www.blog.computerwoche.de