Der Druck auf die Mittelstandsspezialisten wächst

Spät, aber doch: Microsoft CRM

05.12.2003
Mit einem halben Jahr Verspätung gegenüber den ursprünglichen Ankündigungen erscheint die internationale Version von „Microsoft CRM“ jetzt auch in Deutschland. Dafür wartet Version 1.2 mit einigen Verbesserungen gegenüber dem ersten Wurf auf.

NACH DER Produkteinführung zu Jahresbeginn in den USA soll nun Microsoft CRM hier zu Lande Anfang Dezember in der überarbeiteten Version 1.2 auf den Markt kommen. Neben der von Partnern geforderten Internationalisierung, die sich im Support für neun Sprachen ausdrückt, wurde die technische Basis auf den letzten Stand gebracht und setzt nun als Infrastruktur den SQL Server 2000, Office 2003, Exchange 2003, den Windows Server 2003 sowie das Active Directory voraus. Als Offline- Client ist „Outlook“, als Web- Client der „Internet Explorer“ vorgegeben. Alternativ können Unternehmen die genannten Komponenten als „Small Business Server 2003“ in einem integrierten Paket erwerben, auf dem sich der CRMServer ohne großen Installationsaufwand einsetzen lassen soll.

Berichtssoftware enthalten

Konkurrenten und Kritiker bemängelten, dass eine Unterstützung für das Marketing und branchenspezifische Erweiterungen komplett fehlten. Tatsächlich wartet Version 1.2 im Wesentlichen mit Features für Sales, Kontakt-Management und zur Berichtsgenerierung auf. Es lassen sich Leads, Verkaufschancen, Verträge und die Vertriebsabteilung verwalten, eine Kundenhistorie und Produktkataloge erstellen, Wettbewerbsinformationen hinterlegen, die Arbeitsabläufe über Workflows steuern, Serienbriefe erzeugen sowie EMails aussenden. Dank der integrierten Berichtssoftware „Crystal Enterprise for Microsoft CRM“ stehen zudem rund 100 Standardvorlagen für den Aufbau eines Berichtswesens zur Verfügung.

Ein Unternehmenssprecher räumte ein, dass die aktuelle Version noch nicht alle denkbaren Bedürfnisse von Unternehmen abdecken könne und auch nicht solle, da dies das Geschäft der Partner sei. Kritiker entdecken denn auch noch eine Reihe von Schwächen. So gestehen selbst Microsoft-Partner ein, dass die Integration in die Textverarbeitung Word ungenügend ist. Das bisher fehlende einheitliche Programmiermodell für den Web- und Offline- Client soll hingegen mit Version 1.2 verfügbar sein. Ebenso beklagen Marktbeobachter die starren Vorgaben des Systems, die bei der täglichen Arbeit Probleme bereiten könnten. So erlaubt es die Software zwar, das Datenbankschema, Formulare oder das Layout von E-Mails anzupassen. Rollenspezifische Bildschirmmasken, Erweiterungen des Datenbankschemas um externe Daten wie Marktzahlen oder Transaktionsdaten oder auch individuelle Workflows, die in manchen Unternehmen im Verkauf vorkommen, lassen sich laut der Giga Information Group

aber nur mit zusätzlichem Programmier- und Wartungsaufwand erstellen. Da Microsoft den Rahmen für ein Customizing eng gehalten hat, um ein Upgrade der Software möglichst einfach zu gestalten, fragen sich die Analysten, wie Anwender und Partner künftig ihre Erweiterungen verwalten und schützen können.

Microsoft erklärte dazu, man werde die bisherigen Features überarbeiten und erweitern. Geplant sind etwa ein mobiler Client für Handhelds und Smartphones sowie ein Modul für Marketing. Die fehlende Integration mit der hauseigenen Unternehmenssoftware von Navision und Axapta ist ebenfalls geplant - Marktbeobachtern zufolge jedoch nicht vor Ende 2004 zu erwarten. Microsoft-Vertreter betonten, dass die in Navision enthaltenen Funktionen für Marketing, Vertrieb und Services weitergepflegt würden.

Preisvergleich schwierig

Microsoft CRM wird künftig in einer Standard- und einer Professional- Edition angeboten, wobei Letztere durch Beigabe des „Biztalk“- Servers eine Integration mit dem Backoffice erlaubt. Wurde die CRMSoftware zunächst als Stand-alone- Produkt über zertifizierte Microsoft- Business-Solutions-Partner verkauft, so wird sie ab der neuen Version nach Unternehmensangaben nur noch im Rahmen des Volumenlizenzprogramms für Server (Open, Select, Enterprise) erhältlich sein. Dadurch lässt sich das Angebot nicht ohne weiteres mit Marktpreisen anderer CRM-Produkte vergleichen. (as/uk)