Sonys PDA-Rückzug schadet Palmsource

15.06.2004
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Das Palm-OS-Betriebssystem und sein Entwickler Palmsource haben einen schweren Schlag einstecken müssen: Mit dem Rückzug von Sony aus den internationalen PDA-Märkten verliert die Company ihren zweitwichtigsten Lizenznehmer.
Sonys Clié: Neue Modelle gibt es künftig nur noch in Japan. Foto: Sony
Sonys Clié: Neue Modelle gibt es künftig nur noch in Japan. Foto: Sony

Mit einem Abschlag von über 15 Prozent hat die Palmsource-Aktie auf Sonys Ankündigung reagiert, in den USA und Europa keine neuen PDA-Modelle der "Clié"-Familie mehr auf den Markt zu bringen. Der japanische Elektronikkonzern wolle sich in dem umkämpften Segment auf das Heimatland beschränken, hieß es. Hier ist Wettbewerbsdruck nicht so groß. Palmsource liefert das Betriebssystem für die Sony-Geräte; die Japaner sind nach PalmOne der zweitwichtigste Lizenzpartner mit einem Umsatzanteil von knapp 15 Prozent. Rund zwölf Prozent der traditionellen digitalen Assistenten stammten 2003 von Sony, im ersten Quartal 2004 verzeichnete der Konzern jedoch einen drastischen Einbruch auf unter neun Prozent.

Neben der Konkurrenz durch PalmOne und vor allem aus der Windows-Fraktion (Hewlett-Packard, Dell) macht Sony zu schaffen, dass die Nachfrage nach traditionellen PDAs seit Jahren kontinuierlich schrumpft. Dagegen wuchs der Absatz von Smartphones, die gleichzeitig als Handy dienen und von den Carriern subventioniert werden, nach Angaben der Marktforscher von Canalys im ersten Quartal um 115 Prozent. Laut Gartner Dataquest werden dieses Jahr erstmals mehr Kombigeräte als herkömmliche PDAs verkauft.

Nicht zu unterschätzen ist allerdings die breite Nutzerbasis der Palm-Plattform sowie die auf über 20 000 geschätzten Applikationen, die weltweit verfügbar sind. Zudem soll in der zweiten Jahreshälfte die Software von RIM unterstützt werden, deren "Blackberry"-Geräte gegenwärtig in Übersee voll im Trend liegen. Außerdem arbeitet Palmsource an einem neuen Betriebssystem namens "Cobalt", das auf Smartphones zugeschnitten ist. Wann den Lizenznehmern dessen Funktionen zur Vergügung stehen und Produkte auf den Markt kommen werden, ist nicht geklärt. Künftig ist das Schicksal von Palmsource in jedem Fall wieder enger mit dem des Geräteherstellers PalmOne verknüpft, von dem man sich vor acht Monaten formell abgespalten hatte. Sollte PalmOne eines Tages allerdings ein Smartphone auf Microsoft-Basis ins Sortiment nehmen, dürfte die Zukunft der Palm-OS-Plattform geklärt sein.