Schmerzhafte Entscheidung der Japaner

Sonys PDA-Rückzug schadet Palmsource

11.06.2004
MÜNCHEN (CW) - Das Palm-OS-Betriebssystem und sein Entwickler Palmsource haben einen schweren Schlag einstecken müssen: Mit dem Rückzug von Sony aus den internationalen PDA-Märkten verliert die Company ihren zweitwichtigsten Lizenznehmer.

Mit einem Abschlag von über 15 Prozent hat die Palmsource-Aktie vergangene Woche auf Sonys Ankündigung reagiert, in den USA und Europa keine neuen PDA-Modelle der "Clié"-Familie mehr auf den Markt zu bringen. Der japanische Elektronikkonzern wolle sich in dem umkämpften Segment auf das Heimatland beschränken, hieß es. Palmsource liefert das Betriebssystem für die Sony-Geräte; die Japaner sind nach PalmOne der zweitwichtigste Lizenzpartner des Softwarehauses und trugen zuletzt etwa 15 Prozent zum gesamten Palmsource-Umsatz bei.

Sony kam 2003 bei traditionellen PDAs auf einen Marktanteil von zwölf Prozent. Im ersten Quartal 2004 verzeichnete der Konzern jedoch einen drastischen Einbruch auf unter neun Prozent.

Neben der Konkurrenz durch PalmOne und vor allem aus der Windows-Fraktion (Hewlett-Packard, Dell) macht Sony zu schaffen, dass die Nachfrage nach traditionellen PDAs seit Jahren kontinuierlich schrumpft. Dagegen wuchs der Absatz von Smartphones, die gleichzeitig als Handy dienen und von den Carriern subventioniert werden, nach Angaben der Marktforscher von Canalys im ersten Quartal um 115 Prozent. Laut Gartner Dataquest werden dieses Jahr erstmals mehr Kombigeräte als herkömmliche PDAs verkauft. Nicht zu unterschätzen ist allerdings die breite Nutzerbasis der Palm-Plattform sowie die über 20000 verfügbaren Applikationen. Zudem soll in der zweiten Jahreshälfte die Software von RIM unterstützt werden, deren "Blackberry"-Geräte gegenwärtig in Übersee voll im Trend liegen. Außerdem arbeitet Palmsource an einem neuen Betriebssystem namens "Cobalt", das auf Smartphones zugeschnitten ist. Wann den Lizenznehmern dessen Funktionen zur Verfügung stehen und Produkte auf den Markt kommen werden, ist nicht geklärt. (ajf)