Krieg der Konsolen

Sonys neue Playstation 4 Überraschungssieger auf der E3

13.06.2013
Zum Start der neuen Generation der Spielekonsolen werden die Karten neu gemischt.

Auf der diesjährigen Computerspielmesse E3 (bis 13. Juni) haben Sony und Microsoft erstmals ihre neuen Geräte direkt gegeneinander antreten lassen. Und überraschend hat Sony mit seiner Playstation 4 in den Augen vieler Beobachter in Los Angeles einen Punktsieg erzielt. Profitiert hat das japanische Unternehmen dabei aber vor allem von dem schlechten Auftritt des Rivalen Microsoft, der bereits vor dem Start der Messe in Los Angeles die Gemeinde der Hardcore-Spieler verprellt hatte.

Beide Konsolen sollen Ende dieses Jahres auf den Markt kommen. Microsoft hatte erste Details seiner Xbox One bereits am 21. Mai veröffentlicht. Den Ärger vieler Spieler handelte sich Microsoft dabei vor allem wegen geplanter Restriktionen für gebrauchte Spiele ein. Außerdem befürchten etliche Gamer, dass der Softwarekonzern sich zu sehr auf die Funktionen der Xbox als Multimedia-Station für das Wohnzimmer fokussiert.

Die Spieleplattform von Microsoft ist so konstruiert, dass sie zwingend eine Online-Verbindung benötigt. Marc Whitten, der "Vater der Xbox One", begründete das als technische Notwendigkeit wegen der speziellen Konstruktion der Plattform. Spätestens alle 24 Stunden muss die Konsole ans Netz, sonst lassen sich keine Spiele abspielen. Übers Netz sollen automatisch Updates im Hintergrund laufen. Die Xbox One soll aber auch erkennen können, ob ein vom Spieler neu oder gebraucht gekauftes oder kopiertes Spiel eingelegt wird. Die Spieleentwickler, die den Gebrauchtmarkt als Ursache für ihre Umsatzrückgänge ansehen, sollen dann entscheiden, ob das Spiel blockiert wird oder nicht.

Bei den Spielern kommen diese Pläne gar nicht gut an. Das habe sich auch auf den Fluren der Messe in Los Angeles gezeigt, berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. "Viele Leute, die Hardcore-Gamer sind, wenden sich von der Xbox One ab. Sie hat zu viele Regeln und Restriktionen", zitiert die Agentur eine 19-jährige Studentin auf der Messe.

Sony nutzte die E3, um in der Wunde des Konkurrenten zu stochern: Die Playstation 4 benötige selbstverständlich keine ständige Online-Verbindung, um zu funktionieren, betonte John Tretton, Amerika-Chef von Sony Computer Entertainment mit einem deutlichen Seitenhieb auf den Rivalen. Und die Playstation 4 werde auch problemlos gebrauchte Spiele spielen.

Um sich in dem rund 37 Milliarden Dollar schweren Markt mit Konsolen und Spielen vorbei an Microsoft wieder zurück an die Spitze zu katapultieren, eröffnete Sony einen aggressiven Preiskampf. Rund hundert Euro liegt die Playstation 4 unter der Xbox One. Analysten hatten den angesetzten Preis von 499 Euro für die Xbox One bereits als zu hoch eingestuft. Microsoft-Manager Don Mattrick verteidigt ihn dagegen. Die Xbox One biete technisch einen enormen Wert, sagte er gegenüber Bloomberg. "Verglichen mit jedem modernen Produkt heutzutage ist 499 Dollar kein verrückter Preispunkt."

Als Verkaufsstart für die Playstation 4 gab Sony auf der E3 in Los Angeles "dieses Jahr" an. Amazon nimmt für den 31. Dezember Vorbestellungen an. Wegen der großen Nachfrage gibt die Handelsplattform auf ihrer US-Seite allerdings schon keine Garantie für die pünktliche Lieferung mehr. Sollte es bei dem von Microsoft angesetzten Stichtag 30. November bleiben, könnte die Xbox One mit einem Monat Vorsprung allerdings noch das lukrative Weihnachtsgeschäft mitnehmen.

Nintendo überließ auf der E3 in Los Angeles den größeren Konkurrenten kampflos das Terrain und verzichtete sogar auf eine eigene Pressekonferenz. Stattdessen setzte das japanische Traditionshaus auf kleine Meetings und Auftritte in Sozialen Netzwerken. Nintendo hatte seine knapp 300 Euro teure Wii U bereits im vergangenen November auf den Markt gebracht.

Wegen enttäuschender Verkäufe fuhr inzwischen der große Spieleentwickler Electronic Arts sein Engagement für Nintendo zurück. Ein zuvor von EA exklusiv für die Wii U geplantes Spiel wird später und dann für alle Konsolen auf den Markt kommen. Der Spieleverlag will lieber in schneller wachsenden Märkten als in die Wii U investieren. Electronic Arts habe nur begrenzte Kapazität, sagte EA-Manager Frank Gibeau dem Technologie-Blog "CNet". "Ich glaube, es ist fair, die Xbox One, die PS4 und mobile Geräte als Plattformen mit dem höchsten Wachstum zu sehen, die wir im Moment haben", sagte Gibeau. (dpa/tc)