Nicht die gesamte DVD-Technologie ist betroffen

Sony und Philips scheren mit HP aus DVD-RAM-Standard aus

22.08.1997

Digital Versatile Disks erlauben es, erheblich mehr Daten auf einer Silberscheibe zu lagern, als dies bislang möglich war. Herkömmliche CD-ROM-Scheiben (CD = Compact Disk) speichern bis zu 650 MB. Die DVDs hinge- gen fassen je nach der verwendeten Aufzeichnungstechnologie zwischen 4,7 und 17 GB (siehe Kasten "DVD-Formate").

Die bereits voriges Jahr verabschiedeten Standards DVD-5, DVD-9, DVD-10 und DVD-18 sind von dem Alleingang der drei Firmen nicht berührt, sagte Klaus Petri, Pressesprecher der Abteilung Unterhaltungselektronik bei der Philips GmbH. Es gehe im vorliegenden Fall lediglich um das Aufzeichnungsverfahren, bei dem DVD-Scheiben mehrfach wiederbeschrieben werden können. Das DVD-RAM-Konzept, das die drei Firmen verfolgen, ähnele der Art und Weise, wie CDs mit Daten gefüllt werden können, allgemein als CD-RW (Read/Write) bekannt.

Daneben gibt es auch das DVD-R-Verfahren. Hierbei kann eine Scheibe nur ein einziges Mal mit Daten bespielt werden. DVD-Video und DVD-Audio wiederum bezeichnen Medien, die anders als CD-ROMs ebenfalls mit der hohen Aufzeichnungskapazität von DVD-Rundlingen ausgestattet sind.

Das DVD-Forum, ein Konsortium von zehn Unternehmen, hatte im April 1997 ein DVD-RAM-Verfahren vorgeschlagen. Petri sagte, bereits im Mai hätten Sony und Philips ausgedrückt, man sei mit diesem Vorschlag nicht einverstanden, weil das Alternativkonzept des Gremiums "wenig kompatibel zu dem jetzigen DVD-Standard ist". DVD-Abspielgeräte, die bereits im Handel sind, können nach dem DVD-RAM-Verfahren des Konsortiums bespielte DVD-Scheiben nicht wiedergeben.

Gemäß dem Vorschlag von Sony und Philips hätten, so Petri, nur marginale Änderungen an DVD-Abspielgeräten vollzogen werden müssen, damit diese auch selbstbespielte DVD-RAMs lesen können. Analog zu CD-RW-Geräten, die nach dem sogenannten Multiread-Verfahren arbeiten, wollten Philips und Sony auch beim DVD-Verfahren Geräte entwickeln, die verschiedene DVD-RAMs abspielen können. Der vom DVD-Forum favorisierte Standard hingegen erzwingt laut Petri erheblich weiterentwickelte DVD-Abspielgeräte, die mit anderen CD-Strukturen arbeiten und diese Kompatibilität nicht bieten.

Das DVD-Forum hat derweil den Vorstoß von Sony und Philips mit einem Standardisierungsvorschlag gekontert, den es bei der European Computer Manufacturers Association (ECMA) einreichte. Dieser DVD-RAM-Standard, Version 1.0, sieht wiederbeschreibbare DVD-Scheiben vor, die eine Kapazität von 2,6 GB pro Seite besitzen.