Sonderveranstaltung auf der Systems '95 Deutsche Anwender stehen dem Thema EDI skeptisch gegenueber

27.10.1995

MUENCHEN (jha) - Mit einer Sonderschau zum Thema Electronic Data Interchange (EDI) wollte der Veranstalter der Systems '95 den Besuchern den elektronischen Datenaustausch ins Bewusstsein bringen. 14 Anbieter praesentierten, begleitet von taeglichen Forumsbeitraegen, an einem Gemeinschaftsstand ihre Produkte und Dienstleistungen. Die Resonanz der Besucher auf die Messe-Aktion war allerdings zwiespaeltig.

Fuer die EDI-Anbieter ist Deutschland ein schwer zu bearbeitendes Feld. Die Foren der Sonderveranstaltung fanden nicht immer den erwarteten Zuspruch, und obwohl sich die Aussteller zufrieden mit dem Messeverlauf zeigten, war von einem grossen Andrang und Informationshunger der Besucher nur wenig zu spueren. Exemplarisch fuer den wenig entwickelten Markt war die Praesenz der Deutschen EDI Gesellschaft (Dedig), die als Schirmherr der Systems-Veranstaltung auftrat. Wegen Personalmangels, so die Begruendung am Informationsschalter, war der Interessenverband auf der Messe mit keinem eigenen Stand vertreten.

Die Neugier der Anwender will also noch nicht richtig in Schwung kommen. Waehrend in den USA, Grossbritannien, Frankreich oder den Niederlanden EDI-Systeme schon als Mittel zur Optimierung der Geschaeftskontakte anerkannt sind, wird diese Form des elektronischen Datenaustausches hierzulande nur punktuell in einigen Branchen genutzt.

Risikobereitschaft bei den Deutschen kaum vorhanden

"Den Deutschen fehlt die Try-and-error-Mentalitaet", beklagt sich Christian-Hinrich Dorner, Leiter der Beratung bei der Xtend Gesellschaft fuer Mehrwertdienste, Duesseldorf. In Laendern mit etablierten EDI-Maerkte hat sich das unter Fachleuten anerkannte Verfahren ueberwiegend waehrend der Rezession als Rationalisierungsmassnahme durchgesetzt.

Grosse Unternehmen etwa aus der Automobilbranche haben das Potential bereits erkannt und viele ihrer Zulieferer teils nachdruecklich dazu bewogen, ebenfalls EDI einzusetzen. Viele mittelstaendische und kleine Unternehmen schrecken jedoch vor Einfuehrungskosten und -aufwand zurueck. Damit ein Massenmarkt entstehen kann, muss der Einstiegspreis von derzeit wenigstens 10000 Mark deutlich fallen. Fuer mittelstaendische Unternehmen, die von ihren Geschaeftspartnern zur Einfuehrung elektronischer Austauschsysteme angehalten werden, sind die Anlaufkosten in dieser Groessenordnung vielleicht vertretbar, eine Nachfrage auf noch breiterer Basis ist bei diesen Preisen jedoch nicht in Sicht.

Kosten von weniger als 1000 Markt fuer Kleinstbetriebe muesse der Markt anstreben, so Xtend-Manager Dorner. Sein Unternehmen versteht sich als Schnittstelle zwischen den zentralen Grossfirmen, die auf den Einsatz von EDI-Techniken draengen, und den kleinen Lieferanten, die die Umstellung allein nicht bewaeltigen. Dazu offerieren die Duesseldorfer Dienste wie einen automatisierten 24- Stunden-Betrieb, Implementierungsberatung oder die Uebertragungsueberwachung.

Die EDI-Anbieter, wie etwa die Actis GmbH, Berlin, verstehen sich immer auch als Dienstleister. Eigene Software-Konverter zur Umsetzung der Geschaeftsdaten in EDI-Formate bilden die Basis fuer das Kundengeschaeft, Schulungen, Seminare sowie Service und Wartung gehoeren aber meistens zum Angebotsspektrum. Actis hat sich auf die Integration der eigenen Loesung in Standardprodukte wie R/2 und R/3 konzentriert. Die Kommunikation erfolgt ueber ISDN, X.25, und Dienste von General Electric Information Services (Geis), IBM oder die Telebox.400 von der Deutschen Telekom.

Obwohl es in Deutschland schon seit einigen Jahren EDI-Anbieter wie die Danet GmbH, Weiterstadt, die Profile Software GmbH, Muenchen, oder die Inovis GmbH & Co., Karlsruhe, gibt, draengen mittlerweile auch auslaendische Dienstleister in den noch unterentwickelten Markt. Gestaerkt durch das Engagement auf dem amerikanischen Kontinent hat beispielsweise die Harbinger Corp. den Sprung ueber den grossen Teich gewagt und eine Dependance in Wiesbaden installiert.