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Sommerloch: Online-Brokern droht ausgedehnte Dürreperiode

03.06.2004

Anders als im vergangenen Jahr dürfen sich die Online-Broker nach einem Bericht des "Wall Street Journal" heuer wieder auf die für den Aktienhandel typische sommerliche Flaute gefasst machen. Während die drei großen Finanzinstitute Charles Schwab, E Trade Financial und Ameritrade Holding im Sommer 2003 sogar ein wachsendes Handelsvolumen registrierten, rechnen Experten im dritten Quartal 2004 mit einer erneuten Zurückhaltung von Seiten der Anleger.

Auslöser für das möglicherweise wiederkehrende Sommerloch ist nach Meinung der Branchen-Keyplayer die unsichere geopolitische Situation - allem voran die instabile Lage im Irak. "Man kann die Zeitung ja gar nicht mehr aufmachen, ohne Unerfreuliches zu lesen", so Ameritrade-CEO Joe Moglia, der eine Investitionszurückhaltung infolge anhaltend schlechter Nachrichten für wahrscheinlich hält. Auch die durch die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen hervorgerufene Unsicherheit wird als potenzieller Bremsfaktor im Online-Aktiengeschäft betrachtet. "Bis November wird es wohl Schwierigkeiten geben, die sich nach der Wahl aber hoffentlich wieder legen", so David Pottruck, CEO bei Schwab.

Angesichts der drohenden Flaute hat sich das Finanzinstitut kürzlich zu einer Senkung seiner Handelsgebühren durchgerungen. Letztere, so das Unternehmen, könnte zwar den Jahresumsatz um zwei bis drei Prozent schmälern, die Verluste dürften aber wieder aufgefangen sein, sobald sich das Geschäft erhole. Laut Wall Street Journal verstehen die Anleger die aktuellen Preissenkungen offenbar als Warnsignal: Demnach stürzte die Schwab-Aktie unmittelbar nach deren Bekanntgabe in der vergangenen Woche um 8,4 Prozent ab. "Es wird nicht lange dauern, bis wir die Preisreduktionen durch mehr Geschäft wettgemacht haben", äußert sich Pottruck zuversichtlich. Auf längere Sicht lohne sich der kurzzeitige Verzicht.

Dass sich die Konkurrenz aus diesem Grund auf einen Preiskampf einlassen wird, hält Richard Repetto, Analyst bei Sandler O'Neill & Partner, für unwahrscheinlich. Durch die niedrigeren Gebühren rücke Schwab lediglich näher an das günstigere Angebot seiner Rivalen, so der Experte. (kf)