IDC errechnet gesamtwirtschaftliche Folgen

Softwarepiraterie bremst IT-Markt

11.04.2003
MÜNCHEN (CW) - Nicht nur die allgemeine Konjunkturflaute, auch die verbreitete Nutzung von illegalen Softwarekopien bremst das Wachstum der IT-Branche. Das haben die Analysten von IDC im Auftrag des Branchenverbands Business Software Alliance (BSA) errechnet.

Bei 34 Prozent der in Deutschland derzeit im Einsatz befindlichen Software handelt es sich laut BSA um illegale Kopien. Damit liegt Deutschland zwar unter dem westeuropäischen Durchschnitt von 37 Prozent. Trotzdem entstehen den Anbietern durch die Nutzung von Raubkopien hohe Ausfallkosten. Kalkuliert man diese Verluste mit ein, wird der deutsche IT-Markt bis zum Jahr 2006 um insgesamt 32 Prozent wachsen. Berechnungen von IDC zufolge würde der Markt im gleichen Zeitraum jedoch um neun Prozentpunkte mehr, also auf 41 Prozent zunehmen, wenn es gelänge, die Piraterierate um zehn Prozentpunkte auf 24 Prozent zu senken.

Durch eine Eindämmung der Softwarepiraterie um 2,5 Prozent per annum in den kommenden vier Jahren könnten die einheimischen IT-Unternehmen fast 15 Milliarden Euro mehr Umsatz erzielen und 40 000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen, schätzen die Marktforscher. Gemeint sind hier vor allem die Anbieter von Software und damit verbundenen Dienstleistungen - ein Sektor, der zwischen 1996 und 2002 sechsmal schneller gewachsen ist als der Hardwarebereich und auf den im Schnitt mittlerweile fast zwei Drittel der gesamten IT-Investitionen entfallen. Aber auch für den Staat würde sich eine Senkung der Raubkopierrate in Deutschland in barer Münze auszahlen: durch zusätzliche Steuereinnahmen in Höhe von 4,1 Milliarden Euro sowie eine Steigerung des Bruttoinlandprodukts um 18,9 Milliarden Euro.

Dass der Schutz geistigen Eigentums zur wirtschaftlichen Prosperität beiträgt, versucht die BSA am Beispiel Großbritannien zu belegen, das mit 25 Prozent die niedrigste Pirateriequote der Welt hat. Es sei kein Zufall, dass der Markt für Software und IT-Services gerade dort zwischen 1995 und 2001 mit 55 Prozent am stärksten innerhalb von Westeuropa gewachsen sei. Auch in Spanien, wo die Piraterierate seit 1996 kontinuierlich gesunken ist, soll der Softwaresektor in Anbetracht der starken inländischen Nachfrage laut IDC in den nächsten vier Jahren dreimal schneller zulegen als zwischen 1995 und 2001. (sp)

Abb: IT-Investitionen

Auf Software und Services entfallen im weltweiten Durchschnitt mittlerweile fast zwei Drittel der gesamten IT-Investitionen - Tendenz weiter steigend. Quelle: IDC