Softwareentwickler bei Datev: Ein Betriebswirt geht fremd

25.03.2002
Von Michael Franz

Abends wird gebüffelt

Bei Kolberg machten die Nürnberger eine Ausnahme, ansonsten erwarten sie von einem Softwareentwickler eine ganze Menge: Er sollte fit in Programmiersprachen wie Java, C und C++ sein und sich mit Datenbanken und SQL auskennen. All das brachte der damals 25-Jährige anfangs nicht mit - dafür aber den eisernen Willen, es sich beizubringen. Nüssle: "Er hat uns einfach überzeugt. Wir kannten ihn ja schon als Aushilfe, Praktikant und Diplomand. Er hat gesagt, er möchte in diese Richtung gehen, und wir haben´s ihm zugetraut."

Das Modell Kolberg mag aber auch beispielhaft für das Bestreben des Unternehmens sein, den eigenen Nachwuchs selbst heranzubilden. Das liegt einerseits am Arbeitsmarkt, der zurzeit wenig hergibt, und zum anderen daran, dass erfahrene Informatiker ihr Geld kosten, gibt Nüssle unumwunden zu. Sie schätzt den Anteil an "jungem Blut von der Hochschule" auf rund die Hälfte. Mit Leuten, die nach dem Studium direkt einsteigen, habe man aber auch "sehr gute Erfahrungen gemacht". Zwar stelle man auch Berufserfahrene ein, aber die meisten Stellen würden für Absolventen ausgeschrieben, die engagiert und hochmotiviert seien.

Kein Job von acht bis fünf

Das Programmieren ist für Kolberg mehr als nur ein Job, es ist so etwas wie eine Leidenschaft. "Wir müssen immer alles durchprobieren", sagt er. "Das ist wohl auch der Unterschied zum Beruf des Steuerberaters", den er mit 21 noch anstrebte. Mit Rumtüfteln wäre dann nicht viel drin gewesen, "da hätte ich mich abends hinsetzen und Literatur lesen müssen, das hätte mir dann vielleicht nicht so gefallen". Ohne die Lust am Ausprobieren gehe es eigentlich gar nicht, anders könne man das ganze Wissen überhaupt nicht aufsaugen. Dies gelte auch für die Dauer eines durchschnittlichen Arbeitstages: "Das ist kein Job von acht bis fünf."

Einstellen statt entlassen

"Wir entlassen nicht, wir stellen ein", betont Stefanie Nüssle, Referentin für Personal-Marketing bei Datev in Nürnberg. Sie weiß, dass ihre Firma damit gegen den allgemeinen Trend in der IT-Branche schwimmt. Gesucht werden Leute für den Marketing-, Service- und LAN-Internet-Bereich sowie Unix-Spezialisten. Den Bedarf schätzt sie auf zirka 75 Hochschulabsolventen für das Jahr 2004.

Aktualisiert am 15. März 2004.