Software zu Diensten

04.01.2005
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Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.
Schon seit längerem werden Web-Services als Alleskönner für Integrationsaufgaben gehandelt. Bisher jedoch lassen sich mit diesen XML-Protokollen in erster Linie vorhandene Schnittstellen auf eine standardisierte und implementierungsunabhängige Art beschreiben und veröffentlichen. Dies bringt der IT zumindest den Vorteil, dass sie Anwendungslogik künftig schneller und wahrscheinlich kostengünstiger anderen Systemen als "Dienst" zur Verfügung stellen kann. Unterstützung erhalten Entwickler hierbei durch eine Fülle von Entwicklungs- und Integrationswerkzeugen, die mittlerweile Web-Services weitgehend automatisiert erzeugen helfen.
Sascha Alexander
Sascha Alexander

Die heute geforderte Flexibilisierung von IT-Systemen sowie der Aufbau dynamischer Softwarearchitekturen ist mit Hilfe von Web-Services aber bisher nur ansatzweise möglich. Viele technische Fragen beim Aufbau komplexer, sicherer und unterbrechungsfreier Prozesse zwischen den Diensten werden zwar mittlerweile von der Industrie angegangen, doch es fehlen die Standards. Gearbeitet wird an rund 40 zum Teil konkurrierender Spezifikationen etwa für Verfügbarkeit, Sicherheit, Orchestrierung und Semantik von Web-Services, von denen derzeit aber lediglich zehn in ersten Versionen verfügbar sind.

Gleichwohl stehen die Chancen gut, dass Web-Services sich 2005 in Unternehmen weiter ausbreiten werden - wenn auch mit fremder Hilfe. Treiber ist das Interesse am Konzept der serviceorientierten Architekturen (SOAs), das nicht die technische Implementierung, sondern Geschäftsprozesse in den Mittelpunkt stellt und so den Zeitgeist trifft. Serviceorientierung steht hier für den Entwurf und die strategische Bedeutung von Diensten für den Anwender (was für Dienste wollen wir anbieten?, für wen sind sie?, wer zahlt für sie?, wie gestalte ich neue Prozesse? etc.). Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass 2005 fast alle Hersteller von Infrastruktursoftware und Entwicklungs-Tools aus taktischen Gründen versuchen werden, bisherige und neue Produkte wie den "Enterprise Service Bus" als Basis von SOAs zu vermarkten, um so auch außerhalb der IT Gehör zu finden. Bei der Umsetzung der Servicearchitektur bleiben indes alte Fragen der Softwareentwicklung nach der Modularisierung, Kapselung, losen Kopplung, "Separation of Concerns" und Wiederverwendung von Diensten auf der Tagesordnung. Nur stehen dank der fortgeschrittenen Standardisierung von Infrastrukturtechnik und Web-Services mehr Hilfsmittel bereit.