Bei SW-Metrik kommen auch Fachleute ins Schleudern:

Software-Qualität mit Stoppuhr messen

11.02.1983

Düsseldorf (ih) - Software-Qualität zu messen, bereitet Kopfzerbrechen, da sie ein relativer Begriff und damit auch ein relatives Maß ist. In seinem Referat "Wie kann der Anwender von Mikrocomputern Software-Qualität messen" nahm F. Haugg, Abteilungsleiter bei MBB GmbH, Ottobrunn, die Schwierigkeiten unter die Lupe.

Das größte Problem für die Messung von Software-Qualität liegt darin, daß es keine allgemeine Software-Qualität gibt. Es handelt sich vielmehr um einen Begriff, dem unterschiedliche, teilweise konkurrierende Kriterien zugrunde liegen. Um einige der wichtigsten zu nennen:

Funktionserfüllung, Zuverlässigkeit, Sicherheit, Wartbarkeit, Änderbarkeit, Effizienz, Weiterverwendbarkeit und Übertragbarkeit. Konkurrieren können dabei die unterschiedlichsten Kriterien.

Eine hohe Anderbarkeit oder Zuverlässigkeit kann und wird auf Kosten der Effizienz gehen, die Übertragbarkeit kann die Bemühungen um die Sicherheit erschweren. Allenfalls könnte man versuchen, einen kompletten Satz von Kriterien aufzustellen und diese einzeln zu messen. Das ergäbe für eine bestimmte Software so etwas wie ein Qualitätsprofil.

Handfeste Probleme

Das zweite prinzipielle Hindernis liegt in der Frage der Quantifizierbarkeit der Merkmale. Es müssen sozusagen physikalische Maßeinheiten definiert werden. Der Stand der Technik hierzu erinnert an die Zeiten, in denen man als Längenmaß Fuß und Elle benutzte. Allerdings ist allgemein bekannt, wie schwierig es war, den Meter als Einheit zu definieren.

Es geht nicht um die politischen Schwierigkeiten einer internationalen Einigung sondern die handfesten technischen Probleme dabei. Die für den Laien unverständliche und verkrampft wirkende Definition des zigbillionsten Vielfachen einer atomaren Wellenlänge wirft ein Licht auf diese Probleme.

Das "zweierlei Maß" der SW-Qualität ist derzeit schon mangels geeigneter Definitionen unüberwindbar. Und das bei einer so mathematich-technischen und damit unbestechlichen Angelegenheit.

Und selbst wenn man eine Definition hätte, so ist das Problem des Messens selbst im Augenblick nur schwer lösbar. Die einzige wirkliche Qualitätsmessung von SW ist die mit der Stoppuhr, nämlich die Messung von Programmlaufzeiten oder Reaktionszeiten.

Einzig hier kann man klare Forderungen stellen und eindeutig und "physikalisch" messen. Schon bei der zweiten Art unbestechlicher Meßbarkeit, nämlich der Speichergröße, ist die Quantifizierung mangels absoluter Definition nicht mehr möglich.

Außer gewissen Performancemessungen also insgesamt ein düsteres Bild.